Nein, der ADAC macht sicher nicht alles falsch. Sonst wären nicht um die 18 Millionen Bürger dieses Landes Mitglied dieses Vereins geworden, der sich manchmal wie ein Konzern benimmt. Sonst wäre auch ich nicht seit 18 Jahren drin. Beispielhaft möchte ich die Fahrsicherheitstrainings auf seinen Übungsplätzen nennen. Die sind Klasse.
Aber der Club hat auch das Talent, sich unnötig unbeliebt zu machen. Er behandelt mich objektiv schlechter als einen Trunkenheitsfahrer, ja sogar schlechter als einen Verbrecher.
Lieber ADAC-Vorstand,
machen wir uns nichts vor: Niemand tritt bei Euch ein, weil er aus purer Vereinsmeierei Geselligkeit sucht und vielleicht die ach so wichtigen Ziele des Vereins fördern will. Sondern weil der ADAC Autofahrern die Sicherheit gibt, bei Problemen auf Reisen einen Helfer in seiner Nähe zu wissen, einen „Gelben Engel“. Wenn jemand dieser Sicherheit nicht mehr bedarf, gibt es keinen Grund, ein langjähriges, treues Mitglied festzuhalten – außer dass man partout dessen Geld einsacken will.
Ja, der ADAC will mein Geld für nichts, und er stellt sich sturer an als ein Zeitungs- oder Zeitschriftenverlag, dem man mitteilt, dass man nach vielen Jahren festgestellt hat, dass man kaum noch zum Lesen seiner Produkte kommt. Der Verlag beendet dann die Lieferung zum Ende des nächsten Monats oder Quartals und zahlt zuviel gezahlte Abogebühren zurück.
Nicht so unser aller Club. Der klammert. Wie das? Nun, bei mir ist der Grund für die Mitgliedschaft gestern entfallen. Ich habe meinen alten Passat verkauft. Da ich nur noch wenig Auto fahre und vielleicht einmal im Jahr Langstrecke, habe ich mich entschieden, einen Kleinwagen zu leasen (und gegebenenfalls mal einen großen zu mieten). Zum Servicepaket gehört auch Pannenhilfe, die laut Autohändler sogar vom ADAC im Auftrag des Herstellers geleistet wird. Was wird, wenn der Vertrag ausläuft, weiß ich heute nicht. Nur: Sich allein für die Motorwelt eine Plus-Mitgliedschaft zu leisten, wäre dumm.
Mein Vertrauen in die Gelben Engel hatte ohnehin schon schwer gelitten. Im vorigen Herbst war ich gerade in der Lüneburger Heide unterwegs, als ich am Wegesrand ein Auto sah, das an einer nicht ungefährlichen Stelle mit einer Reifenpanne liegengeblieben war. Der Fahrer – ADAC-Mitglied – mühte sich vergeblich mit dem Wagenheber, da seine Frau beim Versuch, den Club anzurufen, in Panik dreimal die falsche PIN ins Handy getippt hatte. Deshalb gab ich ihr mein Handy, sie wählte die 222222 – und flog nach 31 Sekunden aus der Leitung, dort am Rand eines Funklochs. Neuer Versuch, 3 Minuten und 44 Sekunden erfolglos in der Warteschleife – während der Fahrer eines Abschleppwagens mit ADAC-Pannendienst-Logo auf der Gegenspur achtlos am Pannenfahrzeug vorbeibretterte und auch mein Winken übersah. Außer Kosten von 2,20 Euro für blöde Sprüche und Gedudel vom Band hat die Mitgliedschaft nichts gebracht (wenn man von meinem solidarischen Hilfeversuch unter Mitgliedern absieht).
In den zwei Wochen, seit der Kleinwagen in unserer Garage steht, hat sich zudem herausgestellt, dass meine 18-jährige Tochter viel lieber und öfter damit herumjuckelt als ich – und die hat vom ADAC zum Führerschein eine Schnuppermitgliedschaft angedient bekommen. Man sollte meinen, der Verein hätte nun ein vorrangiges Interesse daran, ein junges Mitglied an sich zu binden, statt ein altes, dem der Spaß am Autofahren vergangen ist, krampfhaft zu halten. Ich raus, sie rein: Es wäre ein Nullsummenspiel. Aber nein.
Das Gespräch mit der so genannten Mitgliederbetreuung lief so:
„Guten Morgen. Ich habe gestern mein Auto verkauft und würde gerne meine Mitgliedschaft ruhen lassen.“
„Ihre Mitgliedschaft hat mit Ihrem Auto nichts zu tun. Ruhen lassen können Sie sie nur, wenn Sie Ihren Führerschein verlieren oder in Haft sitzen.“
„Damit kann ich zum Glück nicht dienen. Also muss ich wohl austreten. Zum welchem Zeitpunkt ist das möglich? Sie brauchen jetzt sicher meine Mitglieds…“
„Das kann ich Ihnen nicht sagen, dazu brauche ich Ihre Mitgliedsnummer.“
„Wenn Sie mich nicht unterbrochen hätten, die wollte ich Ihnen ja gerade sagen. Also: 171…“
„Zum 28. Februar 2014. Sie haben für dieses Jahr die Kündigungsfrist überschritten.“
„Kulanzregelungen gibt es bei Ihnen nicht für ein Mitglied, das 18 Jahre lang brav Beiträge gezahlt hat?“
„Kann ich nicht entscheiden, aber Sie müssen das sowieso schriftlich machen. Ich glaube nicht, dass da etwas geht.“
Also, mein lieber Club: Wenn das dein Ernst ist und bleibt, kündige ich per Einschreiben mit Rückschein und verspreche, dass ich selbst dann nicht zurückkomme, wenn ich mich später entscheiden sollte, mein Leasing-Flutschgerl zu behalten. Und dass ich auch meiner Tochter raten werde, noch das Fahrsicherheitstraining mitzunehmen, es sich mit der Mitgliedschaft aber dreimal zu überlegen. Dass man gezwungen wird, mehr als ein ganzes Jahr (hier: 380 Tage) grundlos dabei zu bleiben, zeigt mir:
Seine alte These, der Autofahrer sei die Melkkuh der Nation, hat der ADAC so verinnerlicht, dass er sie selbst praktiziert. Er ist ein Verbraucherlobby-Verein, dessen Chauffeure von innen Steine durch die Windschutzscheibe werfen.
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