Gegendarstellung per Hauswurfsendung

Meine junge Kollegin Janina Reich, die für den Kreisboten über Kauferinger Lokalpolitik berichtet, hat mit ihrem Bericht von voriger Woche (siehe Bild) die Kauferinger Mitte wohl noch mehr in Unruhe versetzt als der Meinungsaustausch hier im Blog.

Gemeindeübernimmt

Heute fand ich im Briefkasten die (vermutlich) letzte Hauswurfsendung der Kauferinger Mitte zu der morgigen Wahl. Auf der Rückseite des von Helmut Kraus verantworteten Flyers äußert sich Klaus Bühler „in eigener Sache“ zu dem angeblich „reißerisch“ aufgemachten Artikel. Er wolle „die Rolle der örtlichen Presse im Wahlkampf andeuten“. Nun, wer erwartet, dass Bühler irgendwelche publizistischen Missetaten aufdecken würde, wird enttäuscht: Die Fakten bestreitet er nicht. Hätte in dem Text irgendeine auch nur vermeintlich falsche Tatsachenbehauptung gestanden, so hätte Bühler vom Kreisboten ja auch eine Gegendarstellung verlangen können. Diese hätte sogar noch in dieser Woche, also vor der Wahl erscheinen können. Im Blatt war aber keine solche. Amüsant ist, dass Bühler selbst den Begriff „reißerisch“ in Gänsefüßchen setzt, obwohl es sich nicht um ein Zitat handelt. Er distanziert sich also quasi von seiner eigenen Wortwahl.

Zum Vergleich dokumentiere ich die Einlassungen aus der Hauswurfsendung.

Klaus Bühler:

„1. Modehaus Kemeter: Für den Umbau des großen Ladens in kleinere Einheiten im Passagenstil wurde zwischen der Fa. Kemeter und dem Markt Kaufering bei geschätzten Gesamtkosten in Höhe von zunächst € 100.000 eine Kostenteilung 50:50 vereinbart. Der gemeindliche Anteil in Höhe von € 50.000 wird dabei über einen speziellen Kostenanteil bei der Pacht zurückbezahlt. Durch nicht vorhersehbare Schäden im Altbestand sind die Gesamtkosten auf € 170.000 gestiegen, wodurch sich der Gemeindeanteil um € 35.000 auf € 85.000 vermehrt hat. Diese € 35.000 habe ich, als sie verbaut waren, im Vorgriff auf die erforderliche Beschlusserweiterung ausbezahlt. Auch diese € 35.000 sind über die Pachtpreise gedeckt. Es sind von mir also keine „€ 35.000 verschenkt“ worden!“

Ich finde im Kreisboten-Artikel nicht die Formulierung „€ 35.000 verschenkt“. Bühler erweckt zu Unrecht den Eindruck, die Redaktion habe ihm dies unterstellt. Sie hat es nicht. Es stand nicht einmal ein Kommentar neben dem Bericht.

„2. Gesundheitszentrum: Damit fünf Hausärzte gemeinsam praktizieren können und damit die ärztliche Versorgung für die Bürger von Kaufering auf Jahre hinaus sicher gestellt ist, war es erforderlich, für ein Gesundheitszentrum vier nebeneinander liegende Wohnungen zum gleichen Zeitpunkt zur Verfügung zu haben. Eine der erforderlichen Wohnungen war vermietet. Es war ein beispielhaftes Entgegenkommen dieses Mieters, einem Wohnungstausch zuzustimmen. Als Ausgleich bekam er für die Dauer eines Jahres die Mietdifferenz und zwei Monatsmieten wegen der zeitlichen Überlappung ersetzt. Kosten: rd. € 4.000. Ohne dieses Entgegenkommen gäbe es das zukunftsträchtige Gesundheitszentrum nicht (Beleg für die Qualität: Eine der Wohnungen hat in Kenntnis der Planung der jetzige 1. Bürgermeister gekauft).“

Diesem Absatz ist in keiner Weise zu entnehmen, was ihm an der Berichterstattung nicht passt. Dafür steht am Ende der verblümte Vorwurf, Erich Püttner habe ein Insidergeschäft gemacht.

„3. Bücherei: Der Marktgemeinderat hatte beschlossen, eine neue Bücherei zu bauen. Eine unerlässliche Voraussetzung war dabei, dass im Seniorenhochhaus 11 vier Wohnungen im Erdgeschoss-Süd für den Anbau frei sein mussten. Der durch unsere Planung angestoßene Umzug einer alten Dame zu Ihrer Nichte hat dem Markt Kaufering viel mehr gespart als diese € 3.000, die ich der alten Dame im Beisein ihrer Nichte (zugleich auch Betreuerin) ausbezahlt hatte. Hier nun den Verdacht aufkommen zu lassen, ich könnte diese € 3.000 für mich verwendet haben, ist zutiefst unanständig.“

Janina Reich hatte den Prüfbericht zitiert, demzufolge für diesen Betrag keine Empfangsbestätigung vorliegt. Darüber so zu berichten, dass ausgeschlossen ist, dass in irgendeinem böswilligen Leser ein solcher Verdacht aufkeimt, ist kaum möglich, es sei denn, man verschweigt die Fakten. Was hier unanständig – und dann auch noch „zutiefst“ – sein soll, ist Bühlers Geheimnis.

„4. Kino: Alle Parteien hatten sich ein Kino gewünscht. Wegen der Anbindung an die Bahn war der Bereich „Bahnhof Südseite“ der Wunschstandort. Im harten Winter 2010/11 konnten zwar die Innenarbeiten zeitgerecht fertig gestellt werden (zuständig: Betreiber), jedoch hinkten die Tiefbauarbeiten witterungsbedingt hinter her (zuständig: Markt Kaufering). Da haben wir die Baufirma gebeten, die tariflich geregelte Winterpause zu unterbrechen und noch die Gehwege und die Straßen beleuchtung fertig zu stellen. Gerade wegen der Anbindung an die Bahn war es ganz wichtig, dass wir in gelebter Verantwortung für die Sicherheit unserer Fußgänger – vor allem bei Dunkelheit – die Kreuzung mit der Viktor-Frankl-Straße entsprechend ausgeleuchtet haben.

Dass wir den Bauarbeitern eine Zulage und die Brotzeiten bezahlt haben, ist doch nachvollziehbar.

Kosten für die Zulagen und die Brotzeiten: rd. € 3.700.“

Nachvollziehbar mag das sein, aber korrekt war es nicht. Bühler hat offenbar die Gemeinde geführt wie ein Mittelständler seine Firma. Nur: Ein Unternehmer kann mit seinem Geld machen, was er will. Ein Bürgermeister darf mit dem Geld der Gemeinde nicht machen, was er will, denn es ist nicht seins. Ja, und wieder ein ganzer Absatz, in dem nicht ein einziges Faktum aus dem Zeitungsartikel widerlegt wird.

„Zusammenfassung: Sie sehen, dass jeder der vier Vorgänge seine eigene Geschichte hat, die man kennen sollte, um nicht mit falschen Informationen an die Öffentlichkeit zu gehen. Davor ist auch der teure Anwalt des Marktes nicht gefeit. Zudem ist er als sog. Parteienanwalt nicht das Maß aller Dinge, sondern muss für seine Auftraggeber argumentieren.

Wie einfach wären die oben genannten Punkte gemeinsam zu klären gewesen – und andere genauso -, wenn der Wille dazu dagewesen wäre! Aber: Was hätte man mir dann als Ersatz anhängen können? Was hätte dann den Wahlkampf füllen sollen?

Dr. Klaus Bühler

Kaufering, im März 2014″

Falsche Informationen? Hallo? Was wir da gestern oder heute eingeworfen bekamen, ist ein (als solcher grundsätzlich legitimer) Rechtfertigungsversuch. Aber die Informationen haben offensichtlich gestimmt. Nur über die Wertung, die Einordnung, die Beweggründe und die Legalität der Zahlungen gibt es Meinungsunterschiede. Da die Redaktion sich auf die Berichterstattung beschränkt hat und sich gerade nicht mit steilen Meinungsäußerungen hervorgetan hat, ist die Presseschelte im Last-minute-Flyer aus meiner Sicht einfach nur eines: zutiefst unanständig.

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2 Antworten auf „Gegendarstellung per Hauswurfsendung“

  1. Art und Inhalt der nicht endenden Rechtfertigungen verrät mir viel über die Persönlichkeitsstruktur des Urhebers.

    Es zeigt mir ein ausgeprägt unflexibles und wenig angepasstes Erlebens- und Verhaltensmuster, das von einem situationsangepassten Verhaltensmuster deutlich abweicht.

    Die Argumentation des Urhebers begleitet die beständige Annahme von Verschwörungsszenarien, um Ereignisse zu erklären. Starker Groll und Selbstbezogenheit sind unübersehbar. Handlungen und Äußerungen anderer Personen werden häufig als feindlich missdeutet.

    Und wenn das der Text nicht hergibt, wird er kurzerhand umgestaltet, wird aus dem verwendeten Wort Realität schnell das im Text nicht existente Wort Irrtum konstruiert, wird ein sachlicher Pressebericht schnell als reißerisch diffamiert.

    Mag sein, dass dieses unglückliche Verhalten der Seele dem Betreffenden hilft seine Welt in für ihn verständliches Gut und Böse, in Freunde und Feinde, einzuteilen.

    Der Mehrheit der Menschen geht jedoch dieses Gebaren zwischenzeitlich ganz gehörig auf die Nerven.

    1. Dann warten wir jetzt doch am besten das Wahlergebnis ab, dann werden wir sehen, wie vielen Menschen es auf die Nerven geht und wie vielen nicht. Ich schließe jetzt die Diskussion, denn es ist alles gesagt. Hinterher können wir ja über die Resultate diskutieren.

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