Endspurt: Am Sonntag wird in Bayern kommunalgewählt. Falls Sie nicht schon gebriefwählt haben, noch ein Hinweis zu einem verbreiteten Missverständnis: Häufeln ist nur ratsam, wenn man damit leben kann, dass die Stimmen für einen schlecht gelisteten Wunschkandidaten (weibliche Version bitte mitdenken) am Ende doch einem nicht so genehmen Frontmann zufallen. Wie auch mir erst durch die Diskussionen in den Kommentarspalten richtig klar wurde, besteht die einzige Methode, einen vermutlich chancenreichen Bewerber, den man nicht will, nicht doch noch zu unterstützen, darin, dass man überhaupt niemanden auf seiner Liste wählt.
Gebe ich beispielsweise dem netten Kandidaten Josef drei Stimmen und dem Kandidaten Norbert keine, weil ich den auf keinen Fall im Gemeinderat sehen will, werden zunächst der Liste, auf der beide stehen, drei Stimmen gutgeschrieben. Aus dem Verhältnis der addierten Stimmen aller Kandidaten dieser Liste zu den Gesamtstimmen sämtlicher Listen ergibt sich dann, wie viele Mandate dieser Partei oder Gruppierung zustehen.
In unserem Beispiel hätte die Liste nur deshalb drei Mandate errungen, weil viele Leute den Josef gewählt haben; ohne seine Fans wären es bloß zwei Mandate geworden. Da der Josef am Ende aber um eine Stimme hinter Norbert liegt, ist Norbert drin und Josef nicht.
Wer ein neues Gesicht im Gemeinderat sehen will, braucht also auch ein verdammt gutes Bauchgefühl dafür, wieviele Gewohnheitstiere trotz allem weiterhin stur das alte Gesicht wählen. Sonst wird er frei nach Göte… äh, fack! …Goethe, zum Wähler, der das Gute will und das Schlechte schafft. Nämlich alte Feindschaften perpetuiert statt für Wechsel und Frischwind zu sorgen.
So gemein es ist: Das bayerische Wahlrecht nötigt einen geradezu, engagierte und politisch unverbrauchte Mitmenschen doch nicht zu wählen, nur weil sie aus Idealismus in ein Boot gestiegen sind, das von Leuten gesteuert wird, deren Zeit definitiv um ist.
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