Volker Rieck hat mich mit seinen Recherchen über den Lobby-Filz, dem wir einen nicht unbeträchtlichen Teil der laufenden Anti-Urheberrechts-Kampagne verdanken, dazu inspiriert, mir die Mitgliederliste der Organisation Copyright4Creativity mal näher anzuschauen. Es ist verblüffend, wer sich da alles mit der IT-Industrie und den Internet-Riesen ins Bett gelegt hat: Verbände, denen zum Beispiel Hochschul-Bibliotheken angehören oder die Stiftung Warentest, aber sogar Medienunternehmen wie Heise. Wenn Ihr, liebe Miturheber, jemanden kennt, den Ihr hier findet, sprecht ihn drauf an und fragt, warum er Leute unterstützt, die sich pro Google und contra Urheber engagieren.
„C4C bündelt und vertritt die Interessen diverser Verbände – von Industrieverbänden bis zu Verbraucherschutzverbänden – und erweckt allein schon durch den wohlklingenden Namen den Anschein einer gesellschaftlich umfassenden Graswurzelbewegung zur Rettung von Urheberrechten und Kreativität. Dabei geht es ihr um alles andere als das. Denn anders als der Name es vermuten lässt, sind keine Kreative oder Kreativ-Verbände Mitglieder dieser Initiative. Wenn man die Agenda von C4C ansieht, verwundert das kaum. So wird z.B. gleich auf der Startseite des Webauftritts der Value Gap* als Mythos bezeichnet. In der Erklärung ihrer zentralen Ziele taucht das Wort Urheberrecht nicht ein einziges Mal auf. C4C führt damit die Tradition vermeintlicher Graswurzelbewegungen weiter, sich mit einem nett klingenden Namen zu schmücken, der aber das eigentliche Ziel der Bewegung ins Gegenteil verkehrt.“ Volker Rieck
* Wertschöpfungslücke zu Lasten der Urheber
Hier die interessantesten Funde aus der Mitgliederliste:
BEUC – The European Consumers’ Organisation
Deutsche Mitglieder: Verbraucherzentrale Bundesverband, Stiftung Warentest
Deutsche Initiative für Netzwerkinformationen
Mitglieder u.a. :
Arbeitsgruppe Information der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Bayerische Staatsbibliothek, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Bibliothek der Bucerius Law School, Deutsche Nationalbibliothek, Fraunhofer-Gesellschaft, Humboldt-Universität zu Berlin Computer- und Medienservice, Niedersächsische Staats- u. Universitätsbibliothek Göttingen, RWTH Aachen Universitätsbibliothek, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Technische Informationsbibliothek Hannover, DFN-Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes
Bibliotheken und Kulturinstitutionen:
Deutscher Bibliotheksverband, Stichting LIBER Foundation, IFLA – International Federation of Library Associations and Institutions,The Scholarly Publishing and Academic Resources Coalition (SPARC) Europe (mit deutschen Mitgliedern wie Bayerische Staatsbibliothek, KIT Library, Digitale Bibliothek der Max-Planck-Gesellschaft, TIB Hannover) sowie Public Libraries 2030.
EIFL (Electronic Information for Libraries, sponsored by OSF)
Die von der EU (!) ins Leben gerufene Kulturstiftung Europeana.
NEMO – Network of European Museum Organisations (deutsches Mitglied: Deutscher Museumsbund)
European Network for Copyright in support of Education and Science (ENCES) versteht sich als „EU-weites Netz von Organisationen und Einzelpersonen in Wissenschaft und Bildung, die die Ansicht teilen, das Urheberrecht sei ein sozial wertvolles Konstrukt und das vorrangige Ziel des Urheberrechts sei die Förderung des Fortschritts auf den Gebieten Wissenschaft, Bildung und Kultur“. Richtig: Das Urheberrecht soll demnach seines Zwecks beraubt werden, die Urheber zu schützen.
Industrie:
CCIA – Computer and Communications Industry Association
Der US-amerikanische (!) Branchenverband vertritt IT- und Telekommunikationsunternehmen mit mehr als einer Viertelbillion Jahresumsatz in den USA. Mitglieder sind u.a. Google, Facebook, Amazon, Mozilla (Firefox), Intel, Cloudflare.
EuroISPA ist ein paneuropäischer Verband, der hauptsächlich die Internet Service Provider vertritt. Deutsches Mitglied ist der ECO-Verband, dem wiederum neben einschlägigen Branchengrößen wie 1&1, Deutsche Telekom, Freenet, Host Europe, Telefonica und Vodafone auch Plattformbetreiber und IT-Hersteller angehören – etwa Facebook, Google, Huawei, SAP, Siemens – sowie ganz andere Unternehmen und öffentliche Einrichtungen, darunter die Deutsche Welle (!), der Deutsche Fachverlag (!), Heise Medien, RTL interactive (!), Sony Interactive Entertainment (!), Spotify, der Direktmarketing-Riese Schober, die Finanz-Informatik der deutschen Sparkassen, die Schufa und die Technischen Universitäten Darmstadt und München.
Internet-Lobbyisten, Netzpolitik-NGOs, Open Irgendwas
European Digital Rights (EDRi)
Deutsche Mitglieder: CCC, Digitalcourage, Digitale Gesellschaft, FiFF, FITUG (Vorstand u.a. Lutz Donnerhacke, Alvar Freude), Wikimedia Deutschland; Amerikanisches Mitglied: EFF
Die US-amerikanische NGO propagiert Lizenzen, mit denen Urheber die kostenlose Nutzung ihrer Werke unter bestimmten Bedingungen freigeben können. Zu den Geldgebern gehören Google, Mozilla (wiederum von Google-Geld abhängig), die Brin Wojcicki Foundation (Stiftung von Google-Gründer Sergej Brin und seiner Ex-Frau Anne Wojcicki, der Schwester von Youtube-Chefin Susan Wojcicki, in deren Garage Google gegründet wurde – also ebenfalls Google-Geld), sowie die William and Flora Hewlett Foundation (HP). Esther Wojcicki, die Mutter von YouTube-Chefin Susan Wojcicki und Ex-Schwiegermutter von Sergej Brin, sitzt neben Lawrence Lessig und Wikipedia-Gründer Jimmy Wales im Advisory Council.
IgeL – Initiative gegen ein Leistungsschutzrecht
Open Forum Europe (OFE) und Free Software Foundation Europe (FSFE) mit den Sponsoren Google, IBM, RedHat und Oracle
Open Knowledge International (OKI) Sponsoren sind Stiftungen von Industriellenfamilien (z.B. Hewlett/HP, Rausing/Tetrapak)
Open Rights Group (ORG) aus dem UK; der kanadische Anti-Urheberrechts-Aktivist Cory Doctorow sitzt im Beirat
Sonstiges
IMMF – International Music Managers’ Forum mit seinem deutschen Mitglied IMUC (das eigentlich für die Richtlinie ist)
Sie sind der oder die 1611. Leser/in dieses Beitrags.