Künstliche Intelligenz: Demontage der Mystiker

Top Business 3/1992

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Die Diskussion um die Künstliche Intelligenz (KI) – ein Reizthema der 80er Jahre – belebt sich neu. Von ihrem hohen Anspruch, Computern das Denken beizubringen, müssen die Hardliner der KI allerdings vorerst Abschied nehmen.

Juristen kann der Guru nicht ausstehen. Mit ihrem spitzfindigen Argumenten, die sie am liebsten in die Form von Gesetzen gießen, behindern die Advokaten seiner Ansicht nach bloß den wissenschaftlichen Fortschritt.

So poltert Marvin Minsky, prominentester Prophet der Künstlichen Intelligenz (KI), denn auch schonmal ungeniert los. „Vielleicht“, provozierte der Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) beispielsweise auf einem Softwarekongress in München, „sollten wir einfach alle Rechtsanwälte umbringen.“ „Künstliche Intelligenz: Demontage der Mystiker“ weiterlesen

Fuzzy + Neuro: Perfekte Symbiose

Dieser Text über das damalige Trendthema Fuzzy Logic erschien im ersten von drei highTech-Specials, die die WiWo im Vorlauf der Cebit 1992 publizierte.

INTELLIGENTE NETZE: Auftrieb für die unscharfe Logik

Selbstlemende Systeme mit neuartiger Software schließen eine Lücke in der Automatisierungstechnik.

WirtschaftsWoche 10/1992

Als der Neurophysiologe Hans Geiger am Münchner Max-Planck-Institut für Psychiatrie vor neun Jahren seine Doktorarbeit über das raffinierte Sehsystem der Katze schrieb, dachte er nicht einmal im Traum daran, daß er sich eines Tages beruflich mit Marmelade befassen würde. Genauer gesagt: mit den Problemen ihrer Hersteller. „Was die Lebensmittelindustrie jedes Jahr an Ausschuß wegschmeißt, ist einfach ungeheuerlich“, schimpft Geiger, der heute für die Kratzer Automatisierung GmbH in Unterschleißheim forscht. „Da gehen Millionenwerte verloren.“ Eine marginale Fehldosierung bei den Zutaten, ein kleiner Patzer bei der Temperaturführung, und schon landet eine ganze Charge Kirschkonfitüre, Brechbohnen oder Sahnejoghurt auf der Mülldeponie.

Der klebrige Brotaufstrich dient Geiger freilich nur als Exempel fürs Prinzip. Der Nahrungsmittelhersteller, in dessen Auftrag die Kratzer-Experten derzeit an einer ausschußmindernden Computerlösung arbeiten, will sich nicht in die Karten gucken lassen. Denn das neue Verfahren, das in diesem Jahr in verschiedenen Branchen auf seine industrielle Praxistauglichkeit überprüft wird, ist in doppelter Hinsicht unkonventionell: Zum einen kommt Fuzzy Logic zum Einsatz, die vor allem aus den neuen Anti-Verwackel-Kameras bekannte unscharfe Logik, zum anderen künstliche neuronale Netze, eine Art selbstlernende Software. „Fuzzy + Neuro: Perfekte Symbiose“ weiterlesen

Squids: Frostige Fühler

In der Nach-Wende-Zeit gab es die WirtschaftsWoche eine Weile in zwei Versionen – der dicken, 4,50 Mark teuren Westausgabe und dem dünnen Ost-Ableger für 2 Mark. Diese Story über supraleitende Materialien in der Sensorik erschien im Januar 1993 beiderseits des Grünstreifens, an dem man nun den Ex-Zonenrand erkannte.

 

Sensible Sensoren empfangen selbst extrem schwache Magnetfelder aus dem Gehirn.

Mit einer bösen Überraschung endete für zwei Teilnehmer das Statusseminar Supraleitung. Sie erwiesen sich als reif für den Internisten. Die beiden hatten, wie 60 andere, bei einem medizinischen Test mitgemacht, und dabei war herausgekommen, daß sie an bis dahin unentdeckten Herzrhythmusstörungen litten.

Ein eindrucksvolleres Resultat hätte sich Professor Christoph Heiden, Physiker am Forschungszentrum Jülich (KFA), beim ersten Einsatz seines mobilen Magnetokardiographen (MKG) auf dem Seminar in Potsdam nicht wünschen können. Vor der Fachwelt hatten die Jülicher Sensoren, mit denen das MKG ausgestattet ist, ihre Praxisreife unter Beweis gestellt. Dabei handelt es sich um keramische Supraleiter-Quanteninterferenz-Detektoren (Squids), die bei einer Temperatur von minus 196 Grad Celsius arbeiten. „Squids: Frostige Fühler“ weiterlesen

Strom vom Dach

Nach der Einstellung des Magazins highTech Ende 1991 liefen die Technik-Specials der Wirtschaftswoche unter der Marke highTech. Die erste solche Technikstrecke in Heft 3/1992 widmete sich dem Thema „Alternative Energien“.

Photovoltaik: Billigere Solarzellen in Sicht

Häuser, deren Strom- und Wärmebedarf das Sonnenlicht deckt, sind heute keine Utopie mehr.

WirtschaftsWoche 3/1992

Bedrohlich dunkle Wolken sieht Professor Adolf Goetzberger aus Richtung Bonn heraufziehen. Die Ernte seiner jahrelangen Forschungsarbeit können sie ihm allerdings nicht mehr verhageln, denn der Freiburger Wissenschaftler hat sich und seinem Team gerade noch rechtzeitig einen Platz an der Sonne gesichert. Im kommenden Herbst darf der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme nach einjähriger Bauzeit endlich den Beweis antreten, daß eine Familie selbst im eher unfreundlichen Klima Mitteleuropas auch ohne Stromanschluß und Heizungskeller recht komfortabel leben kann. „Strom vom Dach“ weiterlesen

highTech: Die Zukunft der Vergangenheit

Es war einmal ein Wirtschaftsmagazin mit Schwerpunkt Technik – oder war es ein Technikmagazin mit Schwerpunkt Wirtschaft? Egal: Dieses Zwitterwesen namens highTech war von Oktober 1989 bis zu seinem Ableben Ende 1991 meine berufliche Heimat.

Leider wussten zu wenige Leser und Anzeigenkunden das Blatt zu würdigen, so dass die Verlagsgruppe Handelsblatt uns die Mittel entzog und sie in andere Verlustbringer investierte.

Wer heute seine Nase in die alten Hefte steckt, merkt schnell, dass entweder wir unserer Zeit um Jahre voraus waren – oder dass vieles, was sich heute als letzter Schrei ausgibt, schon eine fast zwanzigjährige Geschichte hinter sich hat. Es stimmt wohl beides.

Ein Blick in dieses Archiv verrät auch, welch bescheidene prognostische Fähigkeiten das damalige Management der High-Tech-Industrien auszeichneten: Bis zum Jahr 2000, so war 1991 in der highTech zu lesen, rechnete die Telekom mit drei Millionen Handybesitzern in Deutschland. Die Realität übertraf die Vorhersage um schlappe 1500 Prozent.

Hier ist er: Der Rückblick in die Zukunft der Vergangenheit.