Wie PC-Chips die Großrechnerwelt auf den Kopf stellten

Der langsame Tod der Datosaurier

aus highTech 12/1991

Ulf J. Froitzheim und Winfried Rauscheder über Parallel Computing

Klassische Großcomputer haben ihre Zukunft bereits hinter sich. Parallelrechner mit Myriaden billiger Mikrochips übernehmen immer öfter ihre Jobs. Die neuen Parallelrechner bringen nach Spezialisten wie Cray selbst die mächtige IBM in Zugzwang.

Als frecher Herausforderer arrivierter Konzerne hat sich Falk-Dieter Kübler in der Computerindustrie mittlerweile einen Namen gemacht. In letzter Zeit riskiert der Chef der Aachener 150-Mann-Firma Parsytec allerdings eine besonders dicke Lippe – maßt er sich doch an, gleich ein neues Zeitalter auszurufen: die Ära des Parallelrechners „jenseits des Supercomputers“ à la Cray Research. Kübler traut sich sogar, allen Ernstes ein gigantisches Computermonstrum feilzubieten, von dem er nicht einmal einen Prototypen vorweisen kann: Das Topmodell GC-5 soll knapp 15 Tonnen wiegen, mit mehr als 16000 Mikroprozessoren über 400 Kilowatt Strom verbrauchen und natürlich die großen Probleme der Menschheit lösen – in Form der in den USA definierten „Grand Challenges“. Solch einen Moloch ohne Kundenauftrag zu bauen, könnte sich die kleine Parsytec (24 Millionen Mark Jahresumsatz) gar nicht leisten. Denn GC-5 hätte beste Chancen, als teuerster Computer der Welt im Guinness-Buch der Rekorde verewigt zu werden. „Wie PC-Chips die Großrechnerwelt auf den Kopf stellten“ weiterlesen

Wie zwei Bayern mit Solarzellen gegen Bootslärm antraten

Die Sunnyboys vom Starnberger See

aus highTech 9/1991

Jahrelang widmeten zwei oberbayerische Unternehmer fast ihre gesamte Freizeit einem ausgefallenen Hobby: dem Bau von Solarzellenbooten. Heute fahren sie mit ihrer Sonnenyacht klammheimlich allen davon.

Wenn der Computergroßhändler Karl-Heinz Mirwald von den möglichen Absatzmärkten seines Lieblingsprodukts spricht, hat das etwas regelrecht Romantisches. Die Postboten von Venedig würde er gern damit ausrüsten, ja, das wäre ein Auftrag nach seinem Geschmack. Die Idee ist tatsächlich nicht dumm: In der Lagunenstadt scheint ziemlich oft die Sonne, und weniger Lärm und Abgase täten den geplagten Anwohnern der engen Kanäle auch recht gut. Nur den venezianischen Fremdenverkehrsdirettore hat der Münchner noch nicht konsultiert: Welche Folgen könnte es für das touristische Image der Città Vecchia haben, wenn plötzlich Scharen von Briefzustellern mit ihren schnittigen Solarbooten den Gondolieri die Schau stählen? „Wie zwei Bayern mit Solarzellen gegen Bootslärm antraten“ weiterlesen

Warum der ICE anfangs das Gespött der Fahrgäste war

Wachstumslokomotive mit Verspätung

aus highTech 8/1991

Unter dem Namen FasTrac raste der deutsche Inter City Express (ICE) in Texas erst einmal aufs Abstellgleis. Doch die deutsche Bahnindustrie glaubt unbeirrt an gute Erfolgschancen des Nachzüglers auf dem Weltmarkt für Hochgeschwindigkeitszüge.


Auf den muffigen Fluren des altväterlichen Amtsgebäudes an der Münchner Arnulfstraße bemühen sich unübersehbar die neunziger Jahre um Profil – in Gestalt allgegenwärtiger Fotografien eines futuristischen Schienenfahrzeugs: Inter City Express in Sommerlandschaft, Inter City Express im Bahnhof, Inter City Experimental bei der Weltrekordfahrt. Hier, in den Korridoren des Bundesbahnzentralamts München, ringt die „Neue Bahn“ exemplarisch mit der alten, kämpft das kreativ-dynamische „Unternehmen Zukunft“ gegen seine behördliche Vergangenheit wie einst Don Quixote gegen Windmühlenflügel. „Warum der ICE anfangs das Gespött der Fahrgäste war“ weiterlesen

Warum Informatik die wichtigste Disziplin bei den Winterspielen von Albertville war

Neue olympische Disziplin

aus highTech 6/1991
Wenn Abfahrtsläufer, Biathleten und Bobfahrer im nächsten Februar in Albertville um Goldmedaillen kämpfen, hat ein anderes Team bereits eine extreme sportliche Prüfung bestanden: die Softwaremannschaft des Organisationskomitees.

Ein wenig Phantasie gehört schon dazu, sich vorzustellen, welche Mutationen dieses unscheinbare Tal in den französischen Alpen in den wenigen Monaten bis zum nächsten Winter noch durchlaufen wird. Von Lyon bis Chambéry ging es ja noch zügig voran auf der Autobahn, aber hier auf der schmalen Chaussee, die entlang der Isère in die verschlafene Kleinstadt Albertville führt, quält sich die Fahrzeugschlange mühselig nordostwärts. Kaum auszudenken, dass sich im nächsten Februar eine Million Besucher aus aller Welt in dieser abgelegenen Region drängeln werden, dazu Heerscharen von Menschen, die den Publikumsmassen zu Diensten sein sollen – im Rahmen bis ins letzte Detail durchorganisierter Olympischer Winterspiele. „Warum Informatik die wichtigste Disziplin bei den Winterspielen von Albertville war“ weiterlesen

Was OB Georg Kronawitter gegen die Attraktivität des Standorts München tat

Schatten über Technopolis

aus  highTech 4/1991

Deutschlands heimliche Technik-Hauptstadt stößt schmerzhaft an die Grenzen des Wachstums. Ungeachtet wachsender Konkurrenz durch andere Industriestandorte winkt Münchens Stadtspitze ab: Hier geht nichts mehr.

An München hängt, nach München drängt noch alles. Immer noch. Trotz des leergefegten Wohnungsmarkts. Trotz der völlig irrationalen Immobilienpreise. Trotz des allgegenwärtigen Verkehrschaos. Eigentlich kann es bei all diesen Handicaps nur einen vernünftigen Grund geben, warum sich ein intelligenter Mensch partout nicht davon abhalten lassen will, in die bayerische Landeshauptstadt zu ziehen: Irgendein Münchner Arbeitgeber ist dermaßen scharf auf ihn, dass er sich auf einen saftigen München-Bonus eingelassen hat.

Damit könnte es bald vorbei sein. Angesichts neuer Herausforderungen im europäischen Binnenmarkt oder im Osten werfen kostenbewusste Manager plötzlich eine Frage auf, die noch vor kurzer Zeit tabu war: Ist eine Niederlassung in München für ein Technikunternehmen nicht überflüssiger Luxus? „Was OB Georg Kronawitter gegen die Attraktivität des Standorts München tat“ weiterlesen