720 STUNDEN GRATIS – FÜR 2164,23 MARK

DEUTSCHE WEB-SURFER ÄRGERN SICH ÜBER HOHE PREISE, AMERIKANISCHE WEB-ANBIETER BEKLAGEN DIE MANGELNDE PROFITABILlTÄT. DOCH JETZT KOMMT IN BEIDE MÄRKTE BEWEGUNG.

» __ Ein Amerikaner, der im Internet auf deutsche Preisübersichten stößt, muß hiesige Onliner für seltsame Wesen halten. Haben die zuviel Geld? Sind sie leidensfähiger, anspruchsloser, ja dümmer als ihre transatlantischen Pendants, die für weniger als 20 Dollar pro Monat, all-inclusive, im Internet surfen, ohne je ängstlich auf die Uhr schauen zu müssen? Wählen sie mit teutonischer Disziplin zielstrebig just diejenigen Seiten an, die sie unbedingt brauchen, und lassen Links links liegen? Oder ist es von allem etwas?

EIN SCHNUPPERANGEBOT FÜR WAHNSINNIGE

„Jeder zweite Internet-Kunde in Deutschland“, triumphiert Knut Föckler, Marketing-Professor in Diensten der Deutschen Telekom, „geht über T-Online ins Netz.“ Aus der unbestreitbaren Tatsache, daß sie dies freiwillig tun, schließt der Ex-Philip-Morris-Manager messerscharf, das „Preismodell der Deutschen Telekom AG“ könne so unattraktiv nicht sein. Sonst „müssten die Kunden zu den zahlreichen Niedrigpreis-Providern wechseln“.

„720 Stunden gratis Online-Zeit“, wirbt Compuserve auf einer CD-ROM. Das Angebot hat einen Haken: Will man alle Freistunden ausnutzen, muß man sie am Stück verbrauchen. Wirklich umsonst kommt auch niemand auf die Info-Autobahn, es sei denn, er schädigte heimlich seinen Arbeitgeber. Wer zum Beispiel den November 1998 komplett am Monitor verbringen will – sei es, um Compuserve nichts zu schenken oder sich im Guinness-Buch der Rekorde zu verewigen – zahlt 2164,23 Mark an die Telekom: Ein 30-Tage-Nonstop-Ortsgespräch entspricht 17888 Einheiten.

„Die Telekom muß die Kosten für den Internet-Zugriff nach österreichischem Vorbild um mindestens 50 Prozent senken“, „720 STUNDEN GRATIS – FÜR 2164,23 MARK“ weiterlesen

ZWEI GEGEN DIE TELEKOM

AUF DEM LIBERALISIERTEN TELEFONMARKT KÄMPFEN GIGANTEN GEGENEINANDER. UND EIN PAAR ZWERGE WIE TELEPASSPORT UND WESTCOM. HABEN SIE EINE CHANCE? 

» Angst vor übermächtigen Gegnern kennt Georg F. Hofer nicht, der 32jährige Unternehmer vertraut einfach seiner Urteilskraft. Während Mannesmann, RWE, Veba und Viag ihre neuen Telefon-Töchter Arcor, Otelo und Interkom mit Milliarden-Budgets ausstatten, betreibt er unbeirrt den Ausbau seiner bescheidenen Frankfurter Callback-Agentur Telepassport zu einer vollwertigen Telefongesellschaft.

Hofer witterte seine Chance, als der Bundestag 1996 das neue Telekommunikationsgesetz verabschiedete: Er würde zwar nicht als Hecht den Karpfenteich leerfressen können, aber die großen Fische dürften genug Futterbrocken übriglassen. Neujahr 1998 hatte die Telekom ihr Monopol verloren, Georg Hofer war startklar und ging, neben anderen kleinen Anbietern, mit seiner neugegründeten Telepassport Service GmbH, Sitz: Erfurt, ans Netz.

Hatte er den komplizierten Telefonmarkt der neuen Ära besser durchschaut als etwa Harald Stöber, Chef von Mannesmann Arcor? „Ich weiß nicht, ob wir 100 oder 100000 Kunden bedienen werden“, „ZWEI GEGEN DIE TELEKOM“ weiterlesen

DEN BACH HINUNTER

KEN OLSEN WAR EINE LEGENDE, SEIN UNTERNEHMEN DIGITAL EQUIPMENT (DEC) GALT ALS GEFÄHRLICHSTER KONKURRENT DER IBM. DANN STÜRZTE DEC INS BODENLOSE UND WURDE AM ENDE GAR VOM EMPORKÖMMLING COMPAQ GESCHLUCKT.

WIE KONNTE DAS PASSIEREN?

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Der Mann auf dem Cover des Wirtschaftsmagazins »Fortune« trägt einen knautschigen Freizeithut und ein Holzfällerhemd. Er wirkt grobschlächtig, aber ausgeglichen, er lächelt freundlich und faltig. Er sieht am ehesten aus wie ein Farmer, der gerade durch einen Grundstücksdeal zu Reichtum gelangt ist, aber bestimmt nicht wie „America’s most successful Entrepreneur“. Doch genau das ist die Zeile, die quer über seinen Hut gedruckt ist. „Kenneth Harry Olsen ist nachweisbar der erfolgreichste Unternehmer in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte“, präzisiert »Fortune« auf Seite 25 und erhebt ihn über Henry Ford, Andrew Carnegie und John D. Rockefeller.

Das war am 27. Oktober 1986. Das war der Anfang vom Ende für Olsens Digital Equipment Corporation. „DEN BACH HINUNTER“ weiterlesen