highTech: Die Zukunft der Vergangenheit

Es war einmal ein Wirtschaftsmagazin mit Schwerpunkt Technik – oder war es ein Technikmagazin mit Schwerpunkt Wirtschaft? Egal: Dieses Zwitterwesen namens highTech war von Oktober 1989 bis zu seinem Ableben Ende 1991 meine berufliche Heimat.

Leider wussten zu wenige Leser und Anzeigenkunden das Blatt zu würdigen, so dass die Verlagsgruppe Handelsblatt uns die Mittel entzog und sie in andere Verlustbringer investierte.

Wer heute seine Nase in die alten Hefte steckt, merkt schnell, dass entweder wir unserer Zeit um Jahre voraus waren – oder dass vieles, was sich heute als letzter Schrei ausgibt, schon eine fast zwanzigjährige Geschichte hinter sich hat. Es stimmt wohl beides.

Ein Blick in dieses Archiv verrät auch, welch bescheidene prognostische Fähigkeiten das damalige Management der High-Tech-Industrien auszeichneten: Bis zum Jahr 2000, so war 1991 in der highTech zu lesen, rechnete die Telekom mit drei Millionen Handybesitzern in Deutschland. Die Realität übertraf die Vorhersage um schlappe 1500 Prozent.

Hier ist er: Der Rückblick in die Zukunft der Vergangenheit.

Wie PC-Chips die Großrechnerwelt auf den Kopf stellten

Der langsame Tod der Datosaurier

aus highTech 12/1991

Ulf J. Froitzheim und Winfried Rauscheder über Parallel Computing

Klassische Großcomputer haben ihre Zukunft bereits hinter sich. Parallelrechner mit Myriaden billiger Mikrochips übernehmen immer öfter ihre Jobs. Die neuen Parallelrechner bringen nach Spezialisten wie Cray selbst die mächtige IBM in Zugzwang.

Als frecher Herausforderer arrivierter Konzerne hat sich Falk-Dieter Kübler in der Computerindustrie mittlerweile einen Namen gemacht. In letzter Zeit riskiert der Chef der Aachener 150-Mann-Firma Parsytec allerdings eine besonders dicke Lippe – maßt er sich doch an, gleich ein neues Zeitalter auszurufen: die Ära des Parallelrechners „jenseits des Supercomputers“ à la Cray Research. Kübler traut sich sogar, allen Ernstes ein gigantisches Computermonstrum feilzubieten, von dem er nicht einmal einen Prototypen vorweisen kann: Das Topmodell GC-5 soll knapp 15 Tonnen wiegen, mit mehr als 16000 Mikroprozessoren über 400 Kilowatt Strom verbrauchen und natürlich die großen Probleme der Menschheit lösen – in Form der in den USA definierten „Grand Challenges“. Solch einen Moloch ohne Kundenauftrag zu bauen, könnte sich die kleine Parsytec (24 Millionen Mark Jahresumsatz) gar nicht leisten. Denn GC-5 hätte beste Chancen, als teuerster Computer der Welt im Guinness-Buch der Rekorde verewigt zu werden. „Wie PC-Chips die Großrechnerwelt auf den Kopf stellten“ weiterlesen

Wie zwei Bayern mit Solarzellen gegen Bootslärm antraten

Die Sunnyboys vom Starnberger See

aus highTech 9/1991

Jahrelang widmeten zwei oberbayerische Unternehmer fast ihre gesamte Freizeit einem ausgefallenen Hobby: dem Bau von Solarzellenbooten. Heute fahren sie mit ihrer Sonnenyacht klammheimlich allen davon.

Wenn der Computergroßhändler Karl-Heinz Mirwald von den möglichen Absatzmärkten seines Lieblingsprodukts spricht, hat das etwas regelrecht Romantisches. Die Postboten von Venedig würde er gern damit ausrüsten, ja, das wäre ein Auftrag nach seinem Geschmack. Die Idee ist tatsächlich nicht dumm: In der Lagunenstadt scheint ziemlich oft die Sonne, und weniger Lärm und Abgase täten den geplagten Anwohnern der engen Kanäle auch recht gut. Nur den venezianischen Fremdenverkehrsdirettore hat der Münchner noch nicht konsultiert: Welche Folgen könnte es für das touristische Image der Città Vecchia haben, wenn plötzlich Scharen von Briefzustellern mit ihren schnittigen Solarbooten den Gondolieri die Schau stählen? „Wie zwei Bayern mit Solarzellen gegen Bootslärm antraten“ weiterlesen

Warum der ICE anfangs das Gespött der Fahrgäste war

Wachstumslokomotive mit Verspätung

aus highTech 8/1991

Unter dem Namen FasTrac raste der deutsche Inter City Express (ICE) in Texas erst einmal aufs Abstellgleis. Doch die deutsche Bahnindustrie glaubt unbeirrt an gute Erfolgschancen des Nachzüglers auf dem Weltmarkt für Hochgeschwindigkeitszüge.


Auf den muffigen Fluren des altväterlichen Amtsgebäudes an der Münchner Arnulfstraße bemühen sich unübersehbar die neunziger Jahre um Profil – in Gestalt allgegenwärtiger Fotografien eines futuristischen Schienenfahrzeugs: Inter City Express in Sommerlandschaft, Inter City Express im Bahnhof, Inter City Experimental bei der Weltrekordfahrt. Hier, in den Korridoren des Bundesbahnzentralamts München, ringt die „Neue Bahn“ exemplarisch mit der alten, kämpft das kreativ-dynamische „Unternehmen Zukunft“ gegen seine behördliche Vergangenheit wie einst Don Quixote gegen Windmühlenflügel. „Warum der ICE anfangs das Gespött der Fahrgäste war“ weiterlesen

Warum Informatik die wichtigste Disziplin bei den Winterspielen von Albertville war

Neue olympische Disziplin

aus highTech 6/1991
Wenn Abfahrtsläufer, Biathleten und Bobfahrer im nächsten Februar in Albertville um Goldmedaillen kämpfen, hat ein anderes Team bereits eine extreme sportliche Prüfung bestanden: die Softwaremannschaft des Organisationskomitees.

Ein wenig Phantasie gehört schon dazu, sich vorzustellen, welche Mutationen dieses unscheinbare Tal in den französischen Alpen in den wenigen Monaten bis zum nächsten Winter noch durchlaufen wird. Von Lyon bis Chambéry ging es ja noch zügig voran auf der Autobahn, aber hier auf der schmalen Chaussee, die entlang der Isère in die verschlafene Kleinstadt Albertville führt, quält sich die Fahrzeugschlange mühselig nordostwärts. Kaum auszudenken, dass sich im nächsten Februar eine Million Besucher aus aller Welt in dieser abgelegenen Region drängeln werden, dazu Heerscharen von Menschen, die den Publikumsmassen zu Diensten sein sollen – im Rahmen bis ins letzte Detail durchorganisierter Olympischer Winterspiele. „Warum Informatik die wichtigste Disziplin bei den Winterspielen von Albertville war“ weiterlesen