Irre Möglichkeiten

Computer zu hacken ist out? Macht nichts. Hacken Sie Gene. Das Equipment gibt’s bei eBay.

Biologie war nie mein Fach an der Schule. Das lag eindeutig an Minna. So nannten wir Wilhelmine W., eine extradröge Oberstudienrätin, neben der uns jede Klosterschwester als heißer Feger erschienen wäre. Niemand in der Klasse hätte daran gezweifelt, dass das „Fräulein W.“, wie das lebende Fossil beliebte sich anreden zu lassen, sein Genetikwissen zu Kaiser Willems Zeit erworben hatte, wenn nicht sogar direkt aus dem Mund des alten Gregor Mendel. Der war ja gerade erst 90 Jahre tot.

Heute ist mir klar, dass es an Deutschlands höheren Lehranstalten jahrzehntelang von Minnas nur so gewimmelt haben muss. „Irre Möglichkeiten“ weiterlesen

Mach‘ Liebe, keinen Korea-Krieg!

Apple-Chef Cook sollte sich auf die Hippie-Wurzeln der Firma besinnen – und Samsung die andere Wange hinhalten.

Tote können sich nicht wehren. Deshalb mahnte der griechische Gelehrte Cheilon von Lakedemonien, es möge seine böse Zunge bändigen, wer über einen Verblichenen spricht. Walter Isaacson, offizieller Biograf des 2011 dahingeschiedenen Steve Jobs, ist frei von solchen Hemmungen. Der amerikanische Journalist posaunte bekanntlich aus, Apples Oberhaupt hätte „den letzten Penny“ aus seiner mit 40 Milliarden Dollar gefüllten Kriegskasse gerne dafür gegeben, Googles Anti-iPhone-Software Android mit einem – Zitat – „thermonuklearen“ Angriff ausradieren zu können. Das soll Steve Jobs gesagt haben? Derselbe Steven Paul Jobs, der der sich im Hippie-Alter weigerte, Tiere zu essen und aus der Haut fuhr, wenn auch nur ein falsches Wort seine Firma verließ? Mein Gott, Walter: Wenn Sie sich das Zitat nicht aus den Fingern gesogen haben, um die Auflage Ihres Buchs zu pushen, muss der Verstand dieses Genies schon von Metastasen zerfressen gewesen sein.

Reden wir lieber über Nachfolger Tim Cook, über ihn darf man herziehen. Das sollte man auch, „Mach‘ Liebe, keinen Korea-Krieg!“ weiterlesen

Sekretärin für Knight Rider

Endlich wird wahr, worauf Autofahrer seit Jahrzehnten warten: Der Wagen hört auf seinen Fahrer.

Journalisten hassen Jubiläen: Sie müssen uralte Geschichten aufkochen und machen sich unbeliebt bei reiferen Zielgruppen. Wer mag sich schon als alter Sack fühlen, weil er all das in grauer Vorzeit live miterlebt hat? In seltenen Glücksfällen wirkt so ein Jahrestag aber wie ein Jungbrunnen – etwa bei der Goldenen Hochzeit der Jagger-Richards-Rentnercombo. Die Stones rocken, seit ich in den Kindergarten kam. Wenn diese Zombies kaum über 70 sind, gehe ich glatt für 42 durch.

Einen noch fantastischeren Zeitsprung verdanke ich David Hasselhoffs 60. Geburtstag. Der fiel just auf den Tag, an dem ich las, welch erstaunliches Extra BMW ausgeheckt hat: „Sekretärin für Knight Rider“ weiterlesen

Gutes? Wahres? Schönes!

Viel zu lange hat sich die Wissenschaft mit hässlichen Dingen befasst. Die Max-Planck-Gesellschaft ändert das jetzt.

Müssten Wissenschaftler mit den Model-Qualitäten ihrer Studienobjekte um Forschungsgelder werben, möchte ich nicht in der Haut eines Meeresbiologen stecken. Die Riff- und Tiefsee-Fauna strotzt nur so von Kreaturen, die das Auge nachdrücklicher erschauern lassen als die Ausgeburten der Fantasie mittelalterlicher Domsteinmetze. Wer je dem Algenschluckspecht, dem Chinesischen Teufelsfisch oder dem Bärtigen Drachenkopf ins Angesicht geblickt hat, wird die Wasserspei-Ungeheuer an alten Kirchtürmen so liebreizend finden wie Disney-Figuren.

Auch für manch andere akademische Disziplin wäre die Einführung derartiger Casting-Shows das pure Desaster. „Gutes? Wahres? Schönes!“ weiterlesen

Rück mal ’n Stück!

Noch können die Schweizer zwar keine Berge versetzen, aber sie üben kräftig: an Häusern.

Der Watzmann steht noch immer. Er versperrt wie eh und je die Sicht aufs Mittelmeer. Die Bayern haben bis heute nicht einmal versucht, das Bergmassiv zu beseitigen – was daran liegen könnte, dass sie den Appell „Nieder mit dem Watzmann!“ nie richtig ernst genommen haben. Dessen Urheber Ulrich Roski war ja erstens ein Saupreiß und zweitens ein bekannter Spaßvogel, der mit seinem Gstanzl „Auf der Alm“ in Wahrheit nicht den Watzmann treffen wollte, sondern jene übereifrigen Landschaftsarchitekten, die in den Siebzigern begonnen hatten, den Alpenraum nach dem Geschmack massentouristischer Zielgruppen umzudekorieren. Diese Leuten hätte den Watzmann aber wohl nicht platt gewalzt, sondern an den Strand von Bibione gestellt. Dann hätten sie den Feriengästen beide Attraktionen im All-inclusive-Paket verkaufen können. Zum Glück taugte die Technik noch nicht zum Bergeversetzen.

Dazu taugt sie zwar bis heute nicht. Wenn ich jüngste Meldungen aus der Schweiz richtig deute, ist das aber nur mehr eine Frage der Zeit. In unserem Nachbarland haben findige Ingenieure kürzlich bewiesen, dass große Dinge, die gestern noch unverrückbar schienen, schon morgen ganz wo anders stehen können. „Rück mal ’n Stück!“ weiterlesen