BILD putzt Ihre Zähne

Lieber Mathias Döpfner,

Ihre Axel Springer AG ist für das Volk, was Ferrero für Kinder ist. Oder vielmehr umgekehrt, ich bin schon ganz durcheinander. Das Volk ist für Springer, was kinder für Ferrero sind – Marke und Zielgruppe in einem. Wer kinder liest, kleingeschrieben mit schwarzem k und rotem inder , weiß, dass er es mit dem nutella -Fabrikanten zu tun hat. Wer Volks- liest, mit weißem Volk auf rotem Grund, also BILD-Logo-mäßig koloriert, der weiß, dass Ihre Leute die Finger drin haben. Die Volks-Produkte seien Ervolks „Erfolgsgaranten“, heißt es auf der Springer-Website. Gemeint ist nicht der Erfolg der Leser, versteht sich, sondern jener der Werbekunden.

Nach Volks-Arznei, -Bibel, -Computer, -DSL, -Empfänger -Laufschuh und -Wagen -T-Shirt bringen SIe jetzt also die Volks-Zahnbürste unter dasselbe. Leider stiften Sie dabei gemeinsam mit Ihrem Werbepartner ordentlich Verwirrung.

Da kaufe ich also gestern beim Elektrohändler meines Vertrauens eine Packung Aufsteckbürsten Typ „Precision Clean“ für meinen Elektroantrieb der Marke „Braun Oral B Professional Care“ aus dem Hause Gillette. Weil der Laden keinen Achter- oder Doppelviererpack anbietet, entscheide ich mich — Zahlenfüchse aufgepasst! — für eine „volksgünstige“ 7+1-Packung zum Preis von etwa 1,6 Exemplaren der üblichen (volksungünstigen?) 4+1-Packs.

Und was steht drauf?

„Empfohlen von der Volks-Zahnbürste“

Verschärftes Nachdenken fördert folgende Erkenntnisse zu Tage:

1. Die Bürsten, die ich gekauft habe, sind gar keine Volks-Zahnbürsten, „BILD putzt Ihre Zähne“ weiterlesen

61 ct. für taz-Leistungsträger

Habe gerade versucht, im taz-Forum meinen Senf zu einem Text dazuzugeben, der von der Weigerung der Zeitungsverlage von Frankenpost bis taz handelt, angemessene Honorare zu zahlen. Dann kam eine seltsame Fehlermeldung. Vielleicht taucht mein Kommentar noch auf, ansonsten steht er hier: „61 ct. für taz-Leistungsträger“ weiterlesen

Wo und wie Stefan Aust seine Themen findet

"Wenn Sie ein Magazin machen wollen, können Sie nur nach Berlin gehen", sagte er dem Abendblatt. Das liege nicht nur an der Bundespolitik. "Wenn Sie in Berlin in Restaurants wie das Borchardt oder das Café Einstein gehen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Sie internationale Künstler und Wissenschaftler treffen."

Kai-Hinrich Renner im Abendblatt

Pirative Wortistik

Spätes manuelles Backtracking: Die jüngste Selbstgugelung führte mich zu meinem alten Kollegen und Wortisten Detlef Gürtler. Wie es scheint, sind wir beide nicht nur selber anarchisch-sprachschöpferisch tätig, sondern wissen Wortspiele auch bei Kollegen zu würdigen.

Falls es jemanden interessieren sollte: Hier ist die Referenzstelle meiner Wortpresse.

Sind Intertextuelle pervers…

…oder nur die Situation, in der sie leben und schreiben Bücher volltexten? Dass mir diese Frage durch den Kopf geht, habe ich – wenn man der jungen Dame Göre Frau auch sonst für nichts dankbar sein kann – Helene Hegemann zu verdanken.

Auf der Suche nach einer nicht dumm klingenden Ausrede für ihre eigenmächtige Selbstbedienung im intellektuellen Supermarkt namens Web blieb die SchriftZusammenStellerin an dem Wort Intertextualität hängen, das perfekt zu ihrem Faible für auftoupierte Formulierungen passt, mir aber bislang gänzlich ungeläufig war.

"Ich habe das nicht einfach munter abgeschrieben. Es geht hier nicht um Plagiarismus, sondern um Intertextualität – ein Arbeitsverfahren, das sehr viele Künstler benutzen."

Helene Hegemann, hier abgeschrieben aus der ZEIT

Ich habe es bis 2010 ohne diese Vokabel durchs schreiberische Berufsleben geschafft, obwohl ich etwa knapp* dreimal so alt bin wie die Altklugschwätzerin Helene H. Aber mein Vater war auch nicht beim Theater. (* Als das Axolotl erschien, war HeHe erst 17.)

Ein anderes geschwollenes Wort, „Sind Intertextuelle pervers…“ weiterlesen