Internet der Hirngespinste

Das Feuilleton der Süddeutschen widmet sich in seiner heutige Spalte „Nachrichten aus dem Netz“ der Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, kurz M2M, auch unter dem Schlagwort „Internet der Dinge“ geläufig – und gibt damit ein schönes Beispiel für sinnlose Kommunikation:

„Laut einer IBM-Studie werden schon im Jahr 2015 mehr als eine Billion Objekte Informationen über ihren Status über das Internet senden: Autos sind ebenso online wie medizinische Gerätschaften, Thermostate oder Glühbirnen und natürlich auch der viel zitierte, automatisierte und ans Netz angeschlossene Kühlschrank, der merkt, wenn die Milch alle ist und der schon seit vielen Jahren als fester Bestandteil durch diese Zukunftsvision geistert.“

Eine Billion? Ich konnte es nicht glauben, aber tatsächlich gibt es einige Quellen, denen zufolge IBM-Angestellte tatsächlich schon von einer „trillion“ (Amerikanisch für Billion) Dingen gesprochen haben. Das wären bei grob geschätzt zweieinhalb Milliarden Internetzugängen 400 Produkte pro Anschluss, bei Early Adopters also mindestens 1000. Und das schon in zwei Jahren.

Das das absurder Killefitt ist, muss man zwar wohl niemandem erklären, der nicht auf der Feuilletonistenwolke schwebt, dafür aber einen Taschenrechner bedienen kann. Interessant ist aber, aus welcher Zeit die fantastilliardische Zahl stammt. „Internet der Hirngespinste“ weiterlesen

Weiße Flecken auf der Titelseite

Viele, viele weiße Flecken: Mancher Verlag könnte eine Menge Druckerschwärze sparen, wenn es nach Tobias Gillen ginge.

Faire Klamotten müssen nicht so teuer sein wie in der SZ

Was kostet ein gutes weißes Oberhemd aus fair gehandelter Biobaumwolle, und was kostet seine Produktion? Eine Antwort auf die zweite Frage war neulich in der Süddeutschen zu lesen (Printausgabe: „Korrekte Klamotten“, Geld-Teil vom 1.12.2012): 96,02 Euro. Als Beispiel dient die – angebliche! – Kalkulation eines Hemds von Bruno Pieters aus der „Honest By“-Kollektion aus Belgien. Was der Konsument für so ein gutes Stück hinlegen muss, war der Infografik nicht zu entnehmen.

Dass ein Textilanbieter unter einer Marke auftritt, die Aufrichtigkeit und Anstand verheißt, muss aber nicht bedeuten, dass man seine Angaben für bare Münze nehmen sollte. Stutzig macht schon mal, dass allein das Tütchen aus Altpapier, in dem der Ersatzknopf mitgeliefert wird, im Einkauf 47 Cent kosten soll oder dass die Transportkosten – wohlgemerkt gerechnet bis zur Fertigstellung des Hemds, nicht bis zum Kunden – acht Euro betragen sollen. Über solche Kosten lacht sich jeder Einkäufer schief, auch solche in der Bio- und Fairtrade-Branche. „Faire Klamotten müssen nicht so teuer sein wie in der SZ“ weiterlesen

Steuer aufs Dienstfahrrad?

Seltsame Neuigkeiten waren am Dienstag der Süddeutschen zu entnehmen:

„Bekommt ein Mitarbeiter von seinem Arbeitgeber ein E-Bike oder Fahrrad gestellt, dann muss er es nur noch mit einem Prozent des Preises versteuern, um die Privatnutzung abzudecken. Die Ein-Prozent-Regelung galt bislang nur für Dienstwagen. Der Mitarbeiter muss zudem beim Dienstrad die Anfahrt ins Büro nicht versteuern.“

aus dem Nutzwert-Text „Umsatteln, bitte!“ im Wirtschaftsteil der SZ vom 4.12.2012

Um zu verstehen, was damit gemeint sein könnte: Die private Nutzung eines Dienstfahrzeugs, in diesem Fall eines Dienstfahrrads, ist ein „geldwerter Vorteil“. Die vom Dienstauto bekannte 1-Prozent-Regel würde bei einem 1000-Euro-Fahrrad bedeuten, dass der Arbeitnehmer jeden Monat 10 Euro als unbaren Gehaltsbestandteil versteuern müsste. „Steuer aufs Dienstfahrrad?“ weiterlesen

Wie viel ist 1000-mal weniger?

Diese Frage richtet sich stellvertretend an Dr. med. Werner Bartens vom Wissenschaftsressort der Süddeutschen. Der Kollege sollte es wissen, er schreibt von Phänomenen wie der Senkung des Krankheitsrisikos um das 1000-fache.

Ich mit meinen bescheidenen Mathematikkenntnissen steige beim Anblick solcher Formulierungen regelmäßig aus. Für mich ist das 10-fache eine Steigerung um 900 Prozent, das 100-fache eine solche um 9900 Prozent, das 1000-fache gar eine um 99900 Prozent. Bei einer Steigerung um das 1000-fache wiederum bekomme ich 1+1000=1001 mal 100 Prozent, also 100100 Prozent des Ausgangswerts. Soweit noch alles klar?

Wenn ich nun einen Wert um sein 1000-faches, mithin um 100000 Prozent senke, lande ich bei 100000-100 = 99900 Prozent. Wenn das möglich ist, gibt es offensichtlich etwas besseres als das so genannte Nullrisiko, welches man bei bereits einer unspektakulären Senkung des Risikos um das Einfache alias 100 Prozent erreicht: ein Negativrisiko, also eine Chance. Um ein 100-prozentiges Risiko in eine 100-prozentige Chance zu verwandeln, reicht es „Wie viel ist 1000-mal weniger?“ weiterlesen