AUFTRAGSFORSCHUNG: Innovation als Dienstleistung

„Forschung und Entwicklung“ war das Motto des highTech-Specials in der WiWo 31/1992, das – wie damals alle diese Specials – extern vom Münchner Redaktionsbüro „Editor Network“ produziert wurde. Dessen Inhaber waren die vormaligen Chefredakteure des Magazins highTech, Fritz Bräuninger und Manfred Hasenbeck – und das Netzwerk dieser Editoren waren wir, die früheren Redakteure und Autoren von highTech. Mein Beitrag zum Thema F&E: die Rolle der „Fraunhoferei“ in der industriellen Forschung.

WirtschaftsWoche 31/1992

 

Im Hintertreffen

Vielen Unternehmen reichen die eigenen F&E-Kapazitäten nicht aus. Selbst Weltkonzerne kaufen Kompetenz von außen.

Gemessen an dem elitären Image, das sein Imperium in weiten Teilen der Wirtschaft genießt, klingt Max Syrbes Selbsteinschätzung überraschend nüchtern. „Wir verstehen uns primär als Dienstleister, als ein Unternehmen, das sich nach der Nachfrage aus dem Markt ausrichtet“, reiht der Münchner Manager seinen bundesweit tätigen Konzern bescheiden zwischen Zeitarbeitsfirmen, Steuerkanzleien und Gebäudereinigern ein. Ganz so alltäglich ist dessen Serviceangebot freilich nicht: Syrbe ist Professor und Präsident der gemeinnützigen Fraunhofer-Gesellschaft (FhG). Die Produkte, die erunterdie Leute bringen will, heißen Technologie, Innovation und Fortschritt.

Die Tiefstapelei des FhG-Chefs entspringt keineswegs einem Hang zur Koketterie. Im Gegenteil: Der Forschungsmanager, Chef von 46 über ganz Deutschland verstreuten Instituten der verschiedensten Fachrichtungen, bemüht sich seit jeher, bei seiner Zielgruppe Berührungsängste abzubauen. Wenn die Geschäftsführer vieler kleiner Unternehmen angesichts der Namen prominenter Fraunhofer-Professoren wie Günter Spur, Hans-Jürgen Warnecke oder Ingolf Ruge immer noch in Ehrfurcht erstarren, ist das gewiß nicht Syrbes Absicht. Denn gerade für Mittelständler mit mageren Forschungs- und Entwicklungsetats, so sein Credo, sei die Nutzung externer Kapazitäten „überlebenswichtig“.

Eine große Auswahl an dafür geeigneten Instituten steht den kooperationswilligen Unternehmern in Deutschland allerdings nicht zur Verfügung. Die Fraunhoferei, wie der halbstaatliche technologische Gemischtwarenladen im internen Sprachgebrauch flapsig genannt wird, bietet ihren Kunden nämlich unter dem Strich so günstige Konditionen, daß sich privatwirtschaftlich organisierte Institute fast nur in Nischen etablieren konnten – etwa in der klinischen Pharmaforschung. „AUFTRAGSFORSCHUNG: Innovation als Dienstleistung“ weiterlesen