Firmendatennetze: Weltmarkt in Bewegung

Wie schnell sich die Zeiten ändern: Noch im Frühjahr waren Sir lain Vallance und Sir Peter Bonfield sicher, British Telecom habe nur mit fester Verankerung auf dem US-Markt eine  Zukunft. 35 Milliarden Mark war es den Chefs von Aufsichtsrat und Vorstand wert, den BT-Partner MCI vollständig in Besitz zu nehmen. Der Traum-Konzern sollte unter dem Namen Concert zum Weltmarktführer in der Telekommunikation werden.

Heute köchelt das Thema „Going Global“ in London auf kleiner Flamme. Statt in Weltmachtvisionen zu schwelgen, jubeln die beiden Sirs nun über den Milliardengewinn, den ihnen der Verkauf ihrer MCI-Anteile beschert. Der Geldadel in der City ist happy: Seit feststeht, daß die aufstrebende US-Telefongesellschaft Worldcom die schwer defizitäre MCI übernimmt, zog die BT-Aktie kräftig an. Die Analysten applaudieren; British Telecom könne seine Mittel sinnvoller anlegen, als den Zahlmeister für den Aufbau einer zweiten regionalen Netz-Infrastruktur in den USA zu spielen. „Firmendatennetze: Weltmarkt in Bewegung“ weiterlesen

Meyer-Scheel: „Seid Ihr eigentlich auch in Timbuktu?“

Interview mit Lutz Meyer-Scheel, Geschäftsführer Viag Interkom

Die Bündnisse in der Telekombranche sind bislang nicht sehr stabil. Ihre Prognose: Wer geht 1998 mit wem an den Start?

Eine endgültige Antwort weiß ich nicht. Von manchen Verhandlungen erfahre auch ich erst aus der Zeitung. Auf jeden Fall ist neben der Telekom nicht mehr viel Platz für Universaldienstanbieter, wie wir einer werden wollen. Von den drei bis vier Spielern heute sind einer oder zwei zuviel.

RWE-Chef Dietmar Kuhnt glaubt, daß seine Telliance eher mit Vebacom und Cable & Wireless an die Spitze kommt als mit Ihnen.

Ich bin gespannt, was da herauskommt.

Und Ihre Kunden? Nehmen die Ihnen nach dem RWE-Ausstieg ab, daß sie auch in fünf Jahren noch mit Ihnen rechnen können?

Die Kunden hören so was natürlich nicht gern. Erst heißt es, wir seien die allerbeste Allianz, und auf einmal ist nichts mehr. Wir schaffen es aber auch ohne RWE. Das haben wir den Kunden vermittein können. Die interessieren sich mehr für unser finanzielles Durchstehvermögen. „Meyer-Scheel: „Seid Ihr eigentlich auch in Timbuktu?““ weiterlesen

Diplomatisches GERANGEL

DiplomatischesGerangelIm Markt für Telekommunikation klären sich die Fronten. Nur zwei ernsthafte RIVALEN können der Telekom das Wasser reichen: die deutschen Partner von AT&T und British Telecom. Das Salz in der Suppe sind kleine Spezialisten.

Als die Deutsche Bank 1994 das Management ihres bundesweiten Kommunikationsnetzes einer Deutschen Gesellschaft für Netzwerkdienste (DGN) anvertraute, ahnte niemand, daß sich aus dieser Keimzelle der potenteste Herausforderer der Deutschen Telekom entwickeln würde. Dies wurde erst vor wenigen Wochen schlagartig klar: Da erkor der Aufsichtsrat der Bahn AG die Communications Network International GmbH (CNI), wie die DGN nun heißt, zum Partner der DB Kom. Wertvolle Mitgift der Bahntochter: Wegerechte in allen Orten mit Gleisanschluß und ein riesiges Leitungsnetz.

Was in der Zwischenzeit geschah, hat nur wenig mit den Marktkräften, dafür mehr mit wirtschaftlicher und politischer Diplomatie zu tun: Während die Vorstände der Interessenten – also der Industrie- und Energie-Konglomerate Mannesmann, Thyssen, Veba, RWE und Viag – in öffentlichen Verlautbarungen so taten, als sei außer ihrem jeweiligen Haus kaum jemand in der Lage, die Nummer zwei hinter der Telekom zu werden, sprach hinter den Kulissen dennoch jeder mit jedem. Denn der Aufbau einer kompletten Telekommunikationsinfrastruktur parallel
zur Telekom verschlingt so viel Geld, daß er sich nur rechnet, wenn nicht zuviele Wettbewerber gegeneinander antreten.Jedermitjedem

Spekulationsobjekt:

Wie sehen die kommenden Allianzen aus?

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Interaktives Fernsehen – Teurer Blick in die Röhre

Nach dem ersten Multimedia-Rausch macht sich in der gesamten Telekommunikationsbranche Ernüchterung breit. Bevor Otto Normalzuschauer tatsächlich zwischen 500 Fernsehkanälen wählen kann, ist noch enorm viel Arbeit angesagt.

Top/Business 8/1994

Der Österreicher Michael Meirer, beruflich seit einiger Zeit in Kalifornien zu Hause, strahlt wie ein Lotteriegewinner. „Wir haben durch einen glücklichen Zufall zur richtigen Zeit den richtigen Rechner entwickelt“, resümiert der Chef der Silicon-Valley-Firma nCube Computer Corp. stolz. Konnte er seine „massiv parallelen“ Zahlenfresser bisher fast nur an Forschungsinstitute und Entwicklungsabteilungen der Industrie verkaufen, ist plötzlich die ersehnte „Killer-Anwendung“ für die ultraschnellen Computer aus Foster City in Sicht: Sie sind nämlich der ideale Umschlagbahnhof für die immensen Datenmassen von Video on Demand (VOD), dem digitalen Pantoffelkino des Jahres 2000 mit schier unbegrenzter Auswahl an sekundenschnell abrufbaren Filmen.

Blendende Laune ist bei Managern, die mit dem Fernsehen der Zukunft zu tun haben, sonst eher die Ausnahme. Bei vielen Unternehmen läßt die Multimedia-Begeisterung, die vor einem halben Jahr im kühnsten Fusionsversuch der Wirtschaftsgeschichte gegipfelt hatte, merklich nach. „Interaktives Fernsehen – Teurer Blick in die Röhre“ weiterlesen