INTERVIEW MARTIN RAAB, LEITENDER E-BUSINESS-STRATEGE DER DEUTSCHEN POST, WILL DIE KUNDEN STÄRKER ONLINE BEDIENEN.
Der 40·jährige Ludwigsburger leitete vom August 1997 an die Konzernentwicklung der Deutschen Post AG. Seit Juni 2000 führt er die Geschäfte der Deutsche Post E-Business GmbH. Von 1991 bis 1997 arbeitete der promovierte Volkswirt als Berater bei McKinsey. Dort konzentrierte er sich auf die Bereiche Finanzdienstleistungen, Konsumgüterindustrie und Logistik.„Mehr Click und weniger Mörtel“ weiterlesen
Elektronische Briefträger greifen den Zustelldienst der Post an. Jetzt reagiert sie mit modernen Mitteln.
Was wirklich wichtig ist, schicken Amerikaner nicht mit der Post. Sechs Milliarden Dollar weniger als noch vor fünf Jahren, klagt Generalpostmeister Marvin Runyon, geben Geschäftskunden für First Class Mail aus, weil sie immer mehr Briefe durch Faxe und E-Mails ersetzen. Der 35prozentige Umsatzeinbruch zeigt deutlich: Die schnellen und vor allem billigen elektronischen Postboten haben den klassischen Briefträger längst eingeholt. Der moderne Zustelldienst der Telefongesellschaften gräbt der „Snail mail“, der Schneckenpost, das Wasser ab.
Der Deutschen Post AG droht über kurz oder lang ähnliche Unbill. Trotz massiver Investitionen in hochautomatisierte Verteilzentren ist sie immer noch langsam. Das Ziel, fast alle Standardbriefe einen Tag nach Einlieferung (postintern: E+1) zuzustellen, erreicht die Post nur durch einen Trick: Sie leert viele Briefkästen bereits Stunden vor Büro- und Geschäftsschluß. Auf dem Land, wo der gelbe Wagen nur einmal täglich vorfährt, ist eine Leerung um 11 Uhr nicht ungewöhnlich; danach gilt E+2.
Für immer mehr Deutsche heißt deshalb die wahre Post inzwischen Telekom, T-Online, Compuserve oder AOL. Nach Faxgeräten sind mittlerweile auch Modems Massenware. Fast jeder zweite Online-Nutzer, ermittelte die Fachzeitschrift „PC Welt“, schreibt lieber E-Mails als Briefe. Wer die komfortable Technik erst einmal nutzt, gewöhnt sich schnell daran. Binnen eines Jahres, ermittelte das Fachblatt in einer Umfrage unter 500 Lesern, sei der Anteil der E-Mail-Fans von 19 auf 46 Prozent gestiegen.
Für dramatisch hält Postmanager Frantisek Bumba den Trend zur Papierlosigkeit noch nicht: „Nur sechs Prozent der E-Mails verdrängen den Brief.“ Tatenlos zusehen will der Geschäftsführer der Postcom, einer virtuellen Tochterfirma der Post AG, allerdings auch nicht, wenn sich Telefonfirmen ein Scheibchen nach dem anderen vom Briefgeschäft abschneiden. Nach der Devise „Angriff ist die beste Verteidigung“ rüstet Bumba zum Gegenschlag, schnürt neue Dienstleistungspakete, in denen Papier und Elektronik einander ergänzen. „Sie liefern ein, wie Sie wollen“, erklärt Bumba die simple Firmenphilosophie der künftigen Multimediapost, „und wir stellen zu, wie es der Empfänger haben will.“ Und das heißt: auf Wunsch sogar von Anfang bis Ende ohne ein einziges Blatt Papier.
Die ersten Gehversuche auf dem telekommunikativen Terrain hat die Postcom souverän hinter sich gebracht. E-Post, ein 1994 nach finnischem Vorbild eingeführter Dienst, floriert. Über 150 Firmen, Verbände und Behörden ließen sich bereits überzeugen, keine Postkörbe und -säcke mehr anzuliefern, sondern Datenträger oder Online-Input. Zu Papier gebracht werden die Schriftstücke – etwa Kontoauszüge der Ford-Bank, Beitragsbescheide der Handwerkskammer Düsseldorf oder Auslandskrankenscheine der Barmer Ersatzkasse – erst wenige Stunden vor der Zustellung in der Nähe des Empfängers. In sechs Städten, nach logistischen Kriterien ausgewählt, hat die Postcom regelrechte Brieffabriken eingerichtet: Fertigungsstraßen aus Computern, Hochleistungsdruckern, Falz- und Kuvertiermaschinen. Selbst siebenstellige Auflagen sind für diesen Verbund kein Problem.
Ein geschäftlicher Volltreffer, wie es scheint: Auf 165 Millionen Sendungen steigerte Postcom 1997 den Ausstoß – ein Plus von satten 120 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Kein Wunder bei untemehmerischen Rahmenbedingungen, von denen andere nur träumen können. Mit durchschnittlich 1,1 Millionen Briefen pro Auftraggeber im Jahr 1997 ist E-Post ein reines Großkundengeschäft, die Verwaltungskosten bleiben überschaubar.
Das Restmonopol der Post garantiert bis Ende 2002, daß sich jeder Wettbewerber ins eigene Fleisch schneidet, wenn er die dezentrale Briefproduktion der E-Post kopiert; das Modell, den Monopolisten wie beim Telefon nur für die letzte Meile zu nutzen, funktioniert hier nicht, weil es beim Porto keinen Ortstarif gibt. Discounter aus dem Ausland sind keine Alternative mehr, seit der Postvorstand rigoros jeden Remailing-Versuch als Verstoß gegen internationale Postabkommen vor Gericht bringt.
In diesem rundum geschützten Umfeld hat Bumba große Pläne. „Im Grunde“, läßt sich der Geschäftsführer anläßlich der Cebit zitieren, „ist jede per EDV erzeugte Korrespondenz ein Fall für uns.“ Bei knapp 20 Milliarden Briefen, die deutsche Postboten jährlich austragen, beziffert er das Potential für die sogenannten hybriden Postsendungen auf 1,5 Milliarden Sendungen pro Jahr.
Dieser Zahl will Bumba nicht nur durch einen Ausbau des „klassischen“, vier Jahre alten E-Post-Dienstes näherkommen. Der promovierte Volkswirt und langjährige Managementberater (Spezialität: Logistik) hält Lösungen für ein Problem parat, unter dem viele Unternehmen leiden: die Vielfalt inkompatibler Kommunikationsformen. Wo heute Brief, Fax, E-Mail, Lotus-Notes-Nachrichten und Electronic Data Interchange (EDI) aufeinandertreffen, sollen Software und Services von Postcom alle Medienbrüche kitten. Die Post mausert sich zum Outsourcing-Partner, der den kompletten externen Schriftverkehr seiner Mandanten managt – vom Kurzbrief, den der Außendienstler via Laptop und Handy in die postalische Pipeline schickt, bis zur Archivierung der gesammelten Korrespondenz
auf CD-ROMs.
Manchmal genügt schon eine simple Internethomepage, um seinen Kunden einen großen Dienst zu erweisen – vielen Mittelständlern beispielsweise. Viele fühlen sich von den großen Industrie- und Handelsunternehmen unter Druck gesetzt, Routinekorrespondenz wie Auftragsbestätigungen oder Rechnungen papierlos nach der internationalen Edifact-Norm abzuwickeln. „Wer nicht mitmacht, dem wird bei der nächsten Rechnung eine Pauschale fürs Papierhandling abgezogen“, weiß Postcom-Produktmanager Peter Müller. Die Alternative zur Investition in neue Software heißt Web-2-EDI. Auf der Postcom-Website können die Zulieferer ihre Rechnungen online in ein Klartextformular eintippen; die Post formatiert die Daten Edifact-konform um und leitet sie elektronisch an den Empfänger weiter.
Das Verfahren funktioniert auch in Gegenrichtung. Der Auftraggeber kann seine Bestellung im Edifact-Standard an die Postcom schicken, die sie umgehend als Brief oder Fernkopie zustellt. Demnächst wollen die Bonner ein Verfahren testen, mit dem sogar hartnäckige Papierfanatiker Anschluß an die Zukunft bekommen. Normale Auftragsblätter werden gescannt und der Informationsgehalt mittels künstlicher Intelligenz in ein digitales Dokument übersetzt.
Vielleicht werden solche Verrenkungen bald gar nicht mehr nötig sein. Bumba und seine Mitarbeiter grasen derzeit den Markt nach Vertriebs- und Softwarepartnern ab. Diese sollen die Nachfrage der vielen potentiellen Kleinkunden bündeln, deren direkte Betreuung der Postzentrale zu aufwendig ist. Wenn die Marktforscher recht haben, gibt es für sie reichlich zu tun: Der Postcom-Kundenstamm soll in den nächsten Jahren von 150 auf 50.000 Firmen anwachsen. Noch bevor das Monopol fällt, will die E-Post nach Stückzahl und Umsatz die Milliardengrenze durchbrechen.
Bis dahin Monopolgewinne abzusahnen, liegt Bumba nach eigenem Bekunden fern: „Wir wollen preislich so tief über dem Boden fliegen, daß keiner mehr auf die Idee kommt, uns zu unterfliegen.“ Gewinn wird der Salto postale dennoch bringen, glaubt nicht nur Bumba. Runyon, der Sanierer des U.S. Postal Service, ist von dem europäischen Geschäftsmodell so angetan, daß er überlegt, es zu importieren.
ULF J. FROITZHEIM
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