Was war noch mal Wissenschaft, liebe Politiker?

Anlässlich der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen habe ich mir wieder einmal ein paar Gedanken darüber gemacht, warum so viele Menschen Verständnisprobleme mit den Naturwissenschaften haben oder warum sie Wissenschaftlern weniger trauen als ihrer trügerischen Intuition. Auslöser war ein Tweet des guten Lars Fischer, dem eigentlich jeder „folgen“ sollte, der sich für Fakten interessiert, für welche die Wissenschaft im weitesten Sinne zuständig ist. Weil ich Twitter-Threads mit Dutzenden von Häppchen hasse, schreibe ich das hier auf und setze auf Twitter nur den Link.

Unlängst berichtete die SZ über einen Beschluss des Bayerischen Landtags, der mit schwarzen und grünen Stimmen gefasst wurde, aber geeignet ist, Zweifel an der Rationalität der Mandatsträger zu wecken, welche mit Ja gestimmt haben:

„Mit einer medizinischen Studie soll die Staatsregierung klären, ob durch homöopathische Mittel der Einsatz von Antibiotika reduziert werden kann.“

Bei der Einführung der Masern-Impfpflicht konnten sich die Bundestags-Grünen nicht durchringen, Jens Spahn zuzustimmen, und vor ihrem Parteitag am Wochenende hat die Parteispitze der Grünen nun auch noch einen Antrag gegen die Kostenerstattung für homöopathische Behandlungen durch die Krankenkassen ausgebremst. Interne Kritiker beklagen sich schon länger über Parteifreunde, die bei der Wissenschaft Rosinenpickerei betrieben: Sind nur Erkenntnisse willkommen, die mit den eigenen Glaubenssätzen kompatibel sind? Eine Kommission soll sich nun damit befassen, was Wissenschaft eigentlich ist und soll.

Eines vorab: Es gibt keinen Grund zum Grünen-Bashing, weil jede Partei in diesem Land befürchten muss, nicht wenige Wähler zu verlieren, wenn sie sich offensiv für eine evidenzbasierte Gesundheitspolitik einsetzt. Die SPD-Fraktion im Maximilianeum hatte tapfer geschlossen gegen den Antrag votiert, „Was war noch mal Wissenschaft, liebe Politiker?“ weiterlesen

Rechtsdrehendes Wasser, Engel-Germanium und das Presserecht

Gerade fällt mir ein Heftchen in die Hand, das eine Augsburger Unternehmerin namens Julia R. neulich in der Region hat verteilen lassen – das „MESSE Magazin“ zu ihrer Veranstaltung „Energetika“.

Die Energetika ist nicht etwa eine Messe über erneuerbare und/oder fossile Energien, sondern ein Treff für Eso-Jünger verschiedenster Art. Das Spektrum der Aussteller auf dieser in kleinstädtischen Mehrzweckhallen abgehaltenen „alternativen Gesundheitsmesse“ reicht vom halbwegs bodenständigen Fitnessstudio bis zu den absonderlichsten Scharlatanten und Scharlaonkels.

Ob das wohl vereinbar ist mit dem Pressegesetz? Mediadaten des Energetika-Messemagazins mit Tarifen für den redaktionellen Teil. Anzeigen werden im Heft übrigens nicht gekennzeichnet.

Dieses Heftchen (das kein Impressum enthält, obwohl es wie eine Zeitschrift aufgemacht ist) hat mir geholfen, das Geschäftsmodell der Verschwörungstheorie-Branche zu begreifen. „Rechtsdrehendes Wasser, Engel-Germanium und das Presserecht“ weiterlesen