Schmarotzer sollen ihren Willen bekommen

„Wer illegale Inhalte aus dem Internet herunterlädt wird gerne als Schmarotzer bezeichnet, der sich an keinerlei Gesetze und Regeln halte und obendrein noch den Produzenten und Künstlern jener Inhalte schade.“

Nicolas Fennen auf Netzpolitik.org

Na gut, wenn diese Leute sich gerne so bezeichnen lassen, möge ihnen dieser Wunsch erfüllt werden. Ich mache mit – und zwar gerne.

P.S.: Ich stelle dem Herrn Fennen gerne kostenlos ein paar überzählige Kommata zur Verfügung: ,,,,,

Allerdings habe ich gerade leider kein Mittel gegen abstruse Formulierungen oder Denkfiguren parat (wie „Künstler eines Inhalts“).

Google, der Wert der Fotografie und der Fellow

Beim Computeraufräumen stieß ich gerade noch einmal auf einen nicht mehr ganz frischen Blogeintrag von Tobias Schwarz. Das ist dieser junge Typ, der sich mutwillig „Isarmatrose“ nennt, obwohl (1.) er an der Spree wohnt, (2.) es auf der Isar mangels Schiffbarkeit nur Flößer gibt und (3.) für ein gestandenes Münchner Mannsbild allenfalls „Eisbachsurfer“ ein satisfaktionsfähiger Web-Nick wäre.

Für alle, die ihn noch nicht kennen: Tobias Schwarz sieht aus wie ein Knallroter zur Zeit der Ostermärsche, diente mal (nomen erat omen) den Schwarzen, und während seine Gesinnung in auffälligen Orangetönen schillert, verdingt er sich heute bei den Grünen – als Kreisgeschäftsführer Berlin-Lichtenberg sowie Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft Netzpolitik.Als Werkstudent hat er schon in der Öffentlichkeitsarbeit des scheingrünen Lobbyverbandes CO2ncept plus (dessen industrielle Mitglieder sehr froh waren, von der EEG-Umlage entlastet zu werden) sowie bei McKinsey gastiert, was allein wegen seines Äußeren jedes linke Vorurteil über die Mäckies ins Wanken bringt. Vielleicht wuchsen ihm Mähne und anachronistischer Zottelbart ja auch erst später, oder Mitarbeiter ohne Kundenkontakt dürfen das. Wie auch immer: Ein CV mit 18 Positionen binnen fünf Jahren zeigen außer ihm nicht viele im Netz (vielleicht auch deshalb, weil mehr manchmal weniger bedeutet).

Also sprach Tobias Schwarz:

„Fotografie existiert nicht deshalb, weil damit Geld verdient werden kann.“

Tja, liebe, arme Fotografen und Bildjournalisten, wie Ihr seht, zäumt hier ein Teilzeit-Urheber (Online-Fachautor und sogar stolzer Inhaber eines VG-Wort-Wahrnehmungsvertrags) gewaltsam den Pegasus vom Schwanz her auf. Und merkt es nicht in seiner Kurzsichtigkeit.

Es ist nur dummerweise so, liebe Netzgrüne: Hätte man mit Fotografie nie Geld verdienen können, gäbe es sie nicht. Louis Daguerre, George Eastman, Carl Zeiss, „Google, der Wert der Fotografie und der Fellow“ weiterlesen

Wer Freunde hat wie die C3S, braucht keine Feinde

Mal schauen, ob Beckedahl das stehen lässt (in einem Kommentar zu einem Kommentar zu einem Pro-C3S-Anti-Gema-Agitationsfilm):

…Irgendwie scheint es langweilig zu sein, sachlich oder gar konstruktiv zu kritisieren (zum Beispiel sollten alle Radiosender maschinenlesbare Playlists an die Gema schicken müssen, damit auch seltener gespielte Stücke fair vergütet werden). Es muss aber offenbar immer eine Anstaltspackung Demagogie mit rein. Wer so pubertär polemisiert und die Wirklichkeit verzerrt wie die anonymen CC-Urheber dieses Videos, der zeigt nur, für wie blöd und manipulierbar er seine Fans hält.

Ich stelle jetzt nur mal eine einzige, wirklich ernst gemeinte Frage:
Wie will es die C3S als Sammelbecken kleiner, kommerziell eher minder erfolgreicher Indie-Musiker denn anstellen, für ihre Mitglieder (über die ZPÜ oder in direkten Verhandlungen) bei den Geräte- und Speichermedienherstellern auch nur einen Cent mehr herauszuschlagen als die Gema heute?
Wenn mir jemand das plausibel erklären kann, bin ich ja vielleicht auch dafür. Ich seh’s nur nicht. Die Gema mag unbeliebt sein, aber sie ist so groß, dass sie von der zahlungspflichtigen Industrie (und den Sendern) ernst genommen wird. Wenn die Bitkoms dieser Welt etwas von Anti-Gema hören, klirren bei denen die Sektgläser. Divide et impera – spalte die Urheber und spare dir die Abgaben. Künstler leben doch von Luft und Liebe.

Altmaier unter Piraten

Als Mensch, der nach wie vor analog denkt (ich bin ja weder Lieutenant Commander Data von der Enterprise noch der Terminator, und die Singularity Ray Kurzweils ist zum Glück auch nicht nah),  wundert es mich ein wenig, dass es in der FAZ eine Rubrik „Digitales Denken“ gibt. Frank Schirrmacher & Co. scheinen zu glauben, dass selbst Leute wie CDU/CSU- Fraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier dort, wo andere Lebewesen ein Gehirn haben, mit elektronischen Schaltkreisen ausgestattet sind. Aber egal: Was Altmaier da schreibt, schreit nach einer Kommentierung, die das Format der FAZ-Leserkommentare sprengen würde, wenn man denn dort als interessierter Leser seine Meinung loswürde:

Kann er nicht? Kann er doch!

Machen wir also von unserem Zitatrecht Gebrauch und schauen mal, was dem Guten zu seinem neuen Leben „unter Piraten“ so in den Sinn kommt:

„Obwohl ich mit Computer und Internet seit Jahren arbeite, verstand ich bis vor kurzem nichts vom „Netz“. Computer stehen in meinen Büros und in meinen Wohnungen, ich besitze iPad und Handy, nutze E-Mail und SMS, surfe und kaufe im Internet, beziehe Informationen aus Online-Medien. Dennoch war mir die gesellschaftliche und politische Dramatik, die von der rasanten Evolution des Internet und der elektronischen Medien ausgeht, bislang nicht einmal im Ansatz klar.“

Dieses Bekenntnis ehrt ihn. „Altmaier unter Piraten“ weiterlesen