Des Schwachsinns fette Beute…

…ist der gar nicht so untreffend gewählte Name eines Blogs, in dem ein saarländischer Pirat sein Halb Viertelwissen über Verwertungsgesellschaften zur Schau stellt und die Fakten auch nach einer Korrektur nicht auf die Reihe kriegt (Zitat):

Anmerkung: Ich wurde freundlicherweise darauf hingewiesen, dass die Begriffe “Verwerter”, “Verwertungsgesellschaft” und “Verwertungsindustrie” verschiedene Bedeutungen besitzen und auch oft falsch verstanden werden. Auch ich muss zugeben, nicht genau spezifiziert zu haben. Während man in Deutschand beispiesweise die GEMA und VG Wort zu den Verwertungsgesellschaften zählen kann, gehören Verlage und Musiklabels nicht unbedingt dazu. Hier kann man unter Umständen von “Verwertern” sprechen. Alles zusammen wird pauschal als Verwertungsindustrie betitelt. Eine klare Definition oder Unterscheidung scheint es nicht zu geben. Praktisch kann ein Urheber also auch sein eigener Verwerter sein, wenn er seine Produkte selbst vermarktet.

Wer so viel Durchblick hat, bezeichnet schon mal das Urheberrecht als „Die Religion der Verwertungsindustrie“, poltert über „Urheberknechte“ oder nimmt selbst einen plumpen, völlig absurden Fake ernst.

Kontaktscheuer Kopftuchträger

Der Berliner Pirat Gerwald Claus-Brunner, den man auf den ersten Blick auch für eine Piratin halten könnte, hat Berührungsängste gegenüber Lobbyisten.

Wie der Berliner Tagesspiegel berichtet, lehnte der zu 95 Prozent homo- und zu fünf Prozent heterosexuelle Latzhosen- und Kopftuchfetischistliebhaber auf schroffe Weise eine Einladung des Völklinger Kreises ab, eines Vereins schwuler Führungskräfte und Unternehmer. Er drohte nämlich mit rechtlichen Schritten für den Fall, dass die homosexuellen Manager ihm noch einen Brief schicken. Er ist kein Jurist und nannte kein Gesetz, gegen das die Einladenden verstoßen haben sollten. Deshalb kann man nur rätseln, ob er glaubt, vielleicht mit dem Stalking-Paragrafen  einen rechtlichen Schritt gehen zu können.

Jedenfalls sei ihm gesagt: So wenig, wie man davon schwul oder heterosexuell wird, wenn man mit Schwulen oder Heterosexuellen spricht, so wenig stecken auch fremde Meinungen, Ansichten und Weltbilder an. Als Journalist weiß man: Niemand wird zum Muslim, Nazi oder Piraten, wenn er eine Versammlung dieser Leute besucht. Der Kontakt ist so lange ungefährlich, wie man selbst weiß, was man will, und nicht korrumpierbar ist. Kontakt muss nur derjenige scheuen, der weder seiner Menschenkenntnis noch sich selbst traut. Auch für einen Abgeordneten gehört es zur Arbeit, sich ein Bild von gesellschaftlich möglicherweise relevanten Gruppen bzw. deren Vertretern zu machen und sie NICHT nur nach ihren Papieren zu beurteilen. Und wenn man eine Einladung nicht annehmen will, bricht einem kein Zacken aus der Krone, wenn man höflich „nein, danke, kein Interesse“ antwortet.

Nachtrag: 
Als ich das schrieb, war nicht absehbar, wie weitgehend die Probleme waren, die dieser Mensch mit sich selbst hatte. Mehr dazu in der Wikipedia.

Stadler und die Raubmandanten

In Freising sitzt und bloggt ein Rechtsanwalt namens Thomas Stadler, der sich rühmt, er sei ein Fachanwalt für IT-Recht und Fachanwalt für Gewerblichen Rechtsschutz. Wenn man liest, was diese Zierde des juristischen Berufsstandes so alles mit Fleiß verzapft, bekommt man freilich den Eindruck, Stadler sei ein Fachanwalt gegen Urheberrecht. So fordert er mit gespielt wirkender Entrüstung eine „Entideologisierung der Debatte“ und eine „sprachliche Abrüstung“. Im gleichen Atemzug gibt er sich aber selbst als Ideologe zu erkennen, der nicht nur mit einiger Verve Positionen verficht, die man aus dem piratistischen Lager sattsam kennt, sondern dabei sogar das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung verhöhnt:

„Erschreckend ist für mich zunächst, dass sich intelligente Menschen wie Elke Heidenreich, Roger Willemsen, Martin Walser oder Charlotte Roche – um nur einige der Erstunterzeichner zu nennen – in einer derart plumpen und ideologisierten Art und Weise in die Urheberrechtsdebatte einmischen.“

Kürzt man die heuchlerische Kampfrhetorik und Nebensächliches weg, schreibt Stadler eigentlich zweierlei:

Erstens: „Mist, ich hatte nur mit Dummköpfen gerechnet.“

Zweitens: „Da mischen sich doch tatsächlich Urheber in die Urheberrechtsdebatte ein!“

Und so etwas geht natürlich gar nicht: dass wir Frösche mitquaken, wenn unser Sumpf trockengelegt* werden soll. „Stadler und die Raubmandanten“ weiterlesen

Wozu Urheberrecht? (17) – Journalismus braucht Profis

Im Blogpost Nr. 5 hatte ich angekündigt, die Bedeutung des Urheberrechts für die Demokratie zu beleuchten.

Ja, mir ist schon klar, dass der typische Piratist gerade nach dem ersten Absatz kehrt gemacht hat. Die Reizworte „Urheberrecht“ und „Demokratie“ in einem Atemzug, und dann auch noch von einem Journalisten? Das geht gar nicht, das kann nur heuchlerische Propaganda und Selbstbeweihräucherung sein. Schließlich weiß ja jedes Kind, dass das Urheberrecht zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit erfunden wurde und freies Teilen die conditio sine qua non jeder echten Basisdemokratie ist…

Die PiPa-Wähler, die immer noch lesen und sich zu Unrecht angegriffen fühlen, mögen mir verzeihen: Wer monatelang in vielen einschlägigen Foren und Kommentarspalten mitgelesen und gepostet hat, wer für nicht netzpolitisch korrekte Meinungsäußerungen auf hinterhältig-feige Art gemobbt wurde, der macht sich keine Illusionen mehr darüber, dass uns nur eine bescheidene Minderheit der Nerzkrammschrammschlömeristen NICHT so sieht: „Wozu Urheberrecht? (17) – Journalismus braucht Profis“ weiterlesen

Vor Einstieg in die Politik Gehirn einschalten

Martin Delius ist Pirat, als Politiker also ein Greenhorn. Wer in diesem unserem Lande als normaler Bürger dem politischen Geschehen folgt, weiß allerdings normalerweise auch ohne Politiker-Sozialisation, was man als Politiker auf keinen Fall sagen sollte, wenn man sich nicht völlig unmöglich machen will. Zum Beispiel so etwas.

„Ja, ich habe das wirklich gesagt“, gesteht Delius, und es klingt, als könne er es sich selbst nicht erklären, wie er so einen Schwachfug daherstammeln konnte. Seine eigene Partei mit der Nazionalsozialistischenteutschenadolfspartei zu vergleichen, in einer Zeit, in der jeder über die Probleme der Piraten mit ihren Rechtsauslegern lästert. Bekannt wurde das Malheur am Sonntag, dem 22. April. Wann hat Delius mit dem Spiegel gesprochen? Am Samstag oder gar schon am Freitag???

Was sagt die Netzgemeinde in so einem Fall? Facepalm. Fail. Ein Fall fürs Fremdschämen Erster Klasse. In einer klassischen Partei würde man solch einen Fettnapfspringer sofort aus der Schusslinie treten und ihn wegen parteischädigenden Verhaltens zur Rechenschaft ziehen. Man sollte meinen, dass die Piratisten ihn standrechtlich in den nächsten Shitstorm jagen – mit dem Gesicht voraus.  „Vor Einstieg in die Politik Gehirn einschalten“ weiterlesen