Die Powerpoint-Charts der Washington Post zu Prism.
Und hier spricht der Reporter:
Die Powerpoint-Charts der Washington Post zu Prism.
Und hier spricht der Reporter:
Wer das ist? Na, klar: Innenminister Hans-Peter Friedrich. Wurde soeben zum Bundesüberwachungsminister gemacht (siehe unten). Die Domain ist auf diesen Herrn registriert. Mal gespannt, ob er’s war und wie lange das online bleibt. Ich habe einige Seiten mal gesichert.
Die Vorratsdatenspeicherung (VDS) wird mehr informationelle Mosaiksteinehen anhäufen als das MfS dies je vermochte. Im Zeitalter der Petabyte-Plattencluster braucht kein Bürger mehr auffällig zu werden, um sich für vorsorgliche Überwachung zu qualifizieren. Es genügt, per Funk oder Draht Informationen und Meinungen auszutauschen, Tratsch und hohles Geschwätz. Bald dürfen wir uns im Zweifelsfall für jeden unbedachten Mausklick rechtfertigen, der uns vor einem halben Jahr unterlaufen ist, für jede SMS und E-Mail vom und an den falschen Adressaten, für jedes Telefonat. Wehe dem Angerufenen, wenn sich ein böser Bube verwählt: Da leider nicht alles abgehört werden kann, greift bis zum Beweis des Gegenteils die Schuldsvermutung.
So weit die Theorie. In Wahrheit ist die VDS kein Grund zu verzagen. Denn beim Datenhamstern ist die Staatsgewalt abhängig von Firmen, die Grandioses versprechen (wie das „Fernsehen der Zukunft“ per Telefonkabel), aber konsequent das Motto leben: „Wo wir sind, klappt nichts. Darum sind wir überall für Sie da.“ Droht ein Kunde etwa mit einem Auftrag für ein All-you-can-eat-Kommunikationspaket, bekommt er eindrücklich demonstriert, wie gut Geschäftsprozesse an Murphy’s Law ausgerichtet sein können. Die Bestellung via Web versickert ebenso im IT-Nirwana wie ein erneuter Auftrag per Telefon. Nervt er die outgesourcten Hotliner beharrlich mit Nachfragen, bringt ihm der Briefträger eines Tages Zugangsdaten, die das System nicht kennt, sowie eine Auftragsbestätigung für den falschen Tarif. Wählt der Kunde im Callcenter-Dialog „Beschwerde“, hört er 126 Minuten lang, der nächste Berater sei für ihn reserviert. Erreicht er anderntags die Störungsstelle, schalten die Experten nicht etwa um auf Web-TV-Speed, sondern auf das Ur-DSL-Tempo von 1999.
Wer schon als ausdrücklich „willkommen“ geheißener, zahlender Kunde solch systematischen Murks erlebt, bekommt eine Idee davon, welche Servicequalität erst staatliche „Bedarfsträger“ zu gewärtigen haben, die aufgezwungene Geheimdienstleistungen kostenlos verlangen. So erscheint der miserabelste Kundendienst plötzlich im mildesten Licht: Wahrhaft beängstigend sind die Telefonfirmen, bei denen alles klappt wie am Schnürchen. Aber gibt es die überhaupt?
Aus der Technology Review 2/2008, Kolumne FROITZELEIEN