Venceremos, Fidel Eichner (Blaue Tonne III)

Die Leser-Kommentare hier und beim Kreisboten zeigen überdeutlich, dass für den Landrat und den Kreistag der Schuss nach hinten losgegangen ist.

Die Aufgabe von Kommunalpolitikern besteht ganz sicher nicht darin, mit formaljuristischen Filibustereien den Bürgern klarzumachen, dass sie Untertanen sind und gefälligst der Obrigkeit (die es laut Grundgesetz gar nicht mehr geben dürfte) zu gehorchen haben. Genauso fühlen sich die Leute aber behandelt: von oben herab. Es ist bezeichnend, dass niemand, wirklich niemand Partei für unsere kommunalen Führungskräfte ergreift.

Bedauerlich, dass die Verantwortlichen nicht die Chance nutzen, zur Kritik Stellung zu nehmen. Zumindest die Kommentarspalte des Kreisboten sollte ihnen aufgefallen sein.

Wenn ich solche öffentlichen Watschn bekäme, würde ich mir schon überlegen, ob ich da nicht etwas falsch gemacht habe. Um es noch einmal ganz unmissverständlich klarzustellen: Selbst wenn das Landratsamt formal das Recht haben sollte, Remondis zu verjagen, hat es noch lange nicht die Pflicht, das zu tun. Es ist Privatfirmen in Deutschland nicht gesetzlich verboten, Altpapier einzusammeln. Es ist ihnen nur untersagt, dies gegen den Willen einer Kommune zu tun, die dies lieber selber erledigt.

Hier bei uns drückt sich der Landkreis aber um den Job. Er bürdet die Arbeit (plus vermeidbare finanzielle und ökologische Kosten) lieber den Bürgern auf. Er kümmert sich nicht einmal um ausreichenden Stauraum auf den Sammelplätzen. Die Mengen, die Remondis bisher abgefahren hat, kommen ja ab sofort hinzu. Aus den Zuschriften geht aber klar hervor, dass überquellende Container mancherorts schon jetzt eher der Normal- als der Ausnahmezustand sind. Beim Grünen Punkt kenne ich das aus eigener Anschauung: Ob man am Kauferinger Kreisel (wo eine ganze Batterie von Containern steht) eine Lücke findet, in die man seine Jogurtbecher, Käseblister und Klopapiersäcke quetschen kann, ist reine Glückssache. Oft landen Plastikmüllsäcke am Boden. Beim Papier war es heute das gleiche. Es passte kein Blatt mehr in die dafür vorgesehenen Behälter, die Leute stapeln notgedrungen ihre Kartons daneben.

Das zeigt: Die Bürger sind den zuständigen Amtspersonen in Sachen Mülltrennung und Wiederverwertung meilenweit voraus. Wenn sich die Entsorgungslücke durch unternehmerische Initiative schließen lässt, sollte gerade eine konservative Mehrheit eigentlich froh sein. Obrigkeitsstaatlicher Interventionismus um jeden Preis mag zu marxistischen Autokraten wie Fidel Castro und Hugo Chavez passen. Aber seit wann eifern ländliche CSUler diesen Gestalten nach?

Pro Jahr fallen im Landkreis Landsberg, wenn unser Verbrauch dem Bundesdurchschnitt entspricht, rund 20.000 Tonnen Papp- und Papiermüll an. Wenn auch nur die Hälfte davon in 50-Kilo-Portionen im Auto zum zweieinhalb Kilometer entfernten Sammelplatz gekarrt würde – ab einem Zentner (entsprechend drei Bananenkartons oder vier Klappkisten) wird der Papierstapel zu Hause lästig – wäre das eine Million Autokilometer. Also 80 Kubikmeter Sprit, 186 Tonnen CO2.

Wenn die Leute bei diesen Fahrten auch Plastikmüll mitnehmen, heißt das nicht, dass das nur halb so schlimm wäre für die Umwelt. Es heißt, dass es Zeit wird, endlich die anachronistischen Containerhöfe zu schließen und mit der Rückkehr der Blauen Tonne gleich auch den Gelben Sack einzuführen, der zu Hause abgeholt wird.

Es ist nämlich erst recht Irrsinn, literweise Super oder Diesel zu vergeuden, nur um ein paar lächerliche Kilo Polyethylen & Co. zu recyclieren. Wer’s nicht glaubt, stelle mal einen leeren Jogurtbecher auf die Briefwaage – oder lege einen Spaghettibeutel drauf: Wir sammeln das Zeug tatsächlich 10-Gramm-weise.

Diese Leichtgewichte per Fahrrad wegzuschaffen, ist ja okay. Wenn’s regnet oder schneit, nehmen wir aber ganz gern doch das Auto. Und weg muss der voluminöse Krempel ja irgendwie, wenn ihn die Müllabfuhr nicht mitnimmt. Aber rede bitte niemand von Ressourcensparen und Klimaschutz!

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Eine Antwort auf „Venceremos, Fidel Eichner (Blaue Tonne III)“

  1. ergänzend möchte ich hinzufügen, dass jede Autofahrt eine Gefahr für Leib und Leben bedeutet, der erzwungene Mülltourismus uns wertvolle Lebenszeit raubt, die unnütz vergeudet wird und Alte und Schwache und solche, die über kein Kraftfahrzeug verfügen, offenbar als menschlich nicht existent betrachtet werden! Mit den chaotischen Verhältnissen an den offenen Sammelstellen und den oft in „Kapo-Manier“ geführten geschlossenen, so wie den bedauernswerten Anwohnern der Containerplätze, zeigt sich hier eine erschreckende Menschenverachtung unserer Landkreis-Führungs-„Elite“!

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