Von Luft & Liebe leben

Als Chefredakteur des Guardian bekommt Alan Rusbridger jeden Monat ein Gehalt, vermutlich auch kein ganz schlechtes. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man auf der Website des Wiener Standard in einem Interview diese Äußerung des Briten zum Thema Gratiskultur und Onlinejournalismus liest (Grammatik- und Interpunktionskorrektur von mir):

"Den Der schlimmsten Fehler, den man derzeit machen kann, ist, paralysiert zu sein vom Gedanken, woher das Geld dafür kommen soll, und darum zu versuchen, t, finanzielle Barrieren für die Leser durchzusetzen, die einen abschneiden von der Welt."

Ja klar, Paralyse ist immer schlecht, noch schlechter als diese Übersetzung aus dem Englischen*. Aber vor allem ist der Gedanke, ein Leser sei abgeschnitten von der Welt, wenn er fürs Lesen wieder – wie jahrhundertelang – ein bisschen Geld bezahlen sollte, noch pathologischer als jeder Paid-Content-Aktionismus à la Springer. Es geht nicht darum, Barrieren oder Schranken aufzubauen, sondern Kassenhäuschen. Im Kino und Theater muss man da sogar Schlange stehen, und niemand regt sich deshalb auf, sondern man zahlt gerne zwölffuffzich für einmal "Avatar" in 3D. Wir wäre es denn mal mit einem Ziel für unsere Zunft: Nicht "Content" verscherbeln (also irgendwelchen Inhalt, egal was, damit der Container voll wird), sondern großes Kino veranstalten! Journalistische Blockbuster, die den Beckmessern und Kurzsehern, die alle Massenmedien am liebsten sofort abschaffen würden, mal beweisen, dass wir’s drauf haben…

* Wen schneiden Leser von der Welt ab? 😉

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