Das Zweite Deutsche Fernsehen ist bekanntlich eine Anstalt mit einem bemerkenswert schmerzfreien Umgang mit Dingen, die anderswo „Werbung“ heißen würden. Oder, niedlich bagatellisiert, „Schleich“-Werbung. Da gibt es schon mal eine Kooperation mit der Gartencenter-Firma Kölle, in deren Rahmen nicht nur die Unternehmerin Angelika Kölle gebührensparend als Expertin eingesetzt wird, die sich ihr Kommen etwas kosten lässt statt Honorar zu verlangen, sondern auch noch Win-win-Zeitungsannoncen geschaltet werden mit den Logos von Pflanzen Kölle und dem ZDF-Fernsehgarten:
„Angelika Kölle zu Gast im ZDF-Fernsehgarten.“ Diese unverhüllte Co-Branding geschah, nachdem Fernsehgärtnerin Andrea „Kiwi“ Kiewel dafür schon öffentlich gesteinigt worden war, obwohl sie doch nur die kleine Verkäuferin ist und nicht der Geschäftsführer des Ladens; der heißt Markus Schächter. Wenn schon draufhauen, prügle man doch bitte den Richtigen!
Dass die nette Kiwi nicht an allem schuld ist, was das 2DF für die Wirtschaft tut, beweist die Sendung „Küchenschlacht“, in der die Weightwatcherin wirklich keine Rolle spielt. Da wirbt das 2weite ohne jeden Hinweis darauf, dass jetzt die Mainzelmännchen kommen, für Dienstleistungen des US-Unternehmers Marc Zuckerberg. Während der redaktionelle Teil der Show weiterläuft, blendet der Sender am unteren Bildschirmrand eine Bauchbinde ein, die den Zuschauer auffordert, sich bei Facebook als Fan der Küchenschlacht anzumelden. Das ist natürlich Propaganda Marketing der obersten Güteklasse – für Facebook: Erstens erreicht das Unternehmen damit Millionen von Zuschauern in einer Zielgruppe, die sonst vielleicht nicht auf den Gedanken käme, sich mit Facebook zu befassen. Das ist Hunderttausende wert. Zweitens ist damit sichergestellt, dass die 2DF-Redaktionen fortan die Schere im Kopf haben, falls ein Journalist auf die Idee kommen sollte, kritisch über den Datenschutz-Problembären Zuckerberg zu berichten. Man kann ja schlecht am Abend vor einem Kooperationspartner warnen, den man am Nachmittag noch empfohlen hat. So eine Versicherung gegen geschäftsschädigenden öffentlich-rechtlichen Investigativjournalismus ist, ausgehend vom Unternehmenswert von FB, im Zweifelsfall Millionen wert.
Wäre also die Frage zu klären, wer sich die Zusammenarbeit wieviel kosten lässt. Offensichtlich handelt es sich nicht um eine regelkonforme Werbeform. Es ist kein Spot (der würde als „Werbung“ angekündigt), kein Sponsoring (das findet im Vor- oder Abspann statt, aber nicht während des Kochens), ja nicht einmal eine Produktionshilfe in Form von Naturalien, wie sie Frau Kölle offiziell leistet, wenn sie netterweise eine Wagenladung Blümchen, Bäumchen oder Erde auf den Lerchenberg mitbringt. Köche brauchen Herde, Töpfe, Fleisch, Gemüse und Gewürze; letztere hätte ein Alfons Schuhbeck im Sortiment (lässt sie aber zu Haus), ein Marc Zuckerberg hat nichts von alledem zu bieten. Die ZDF-Buchhaltung kann ihm eigentlich keine Rechnung ausstellen, die einer Betriebsprüfung standhielte. Vielleicht ist es ja umgekehrt und die Mainzer bezahlen noch dafür, dass sie den umstrittenen Online-Dienst bewerben dürfen?
Zuzutrauen wäre es den Insassen dieser Sende-Anstalt.
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Pssst: Denen wurde versprochen, sie dürften dafür kostenlos Fakebook nutzen…