Keine große Erleuchtung

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) tut viel für den Umweltschutz, aber in manchen Dingen sind ihre Mitarbeiter nicht vor blindem Eifer gefeit. Kürzlich verschickte sie eine Pressemitteilung mit der Headline…

„Handelsketten untergraben EU-Verordnung zum Glühlampenausstieg“

Der Skandal: In  diversen Bau-, Verbraucher- und Drogeriemärkten hatten von der DUH beauftragte Denunzianten Testkäufer matte Glühlampen mit mehr als 60 Watt und sogar 100-Watt-Exemplare entdeckt. Dass diese Lampen schon am Lager gewesen seien und nur noch abverkauft würden – das wäre legal – will die DUH den Händlern nicht abkaufen.

Was aber, wenn die Existenz solcher Altbestände die Folge dessen wäre, dass schlichtweg die Nachfrage nach solchen ungemütlich hellen Leuchtmitteln gesunken ist? Wer kauft denn ohne triftigen Grund eine 100-Watt-Birne? Auf den Fassungen der Leuchten, die ich in den letzten 20 Jahren gekauft habe, steht mit Ausnahme der Lichtschiene in meinem Büro ausnahmslos „max. 60 W“. Die Dinger vertragen gar nicht die Hitze hellerer Lampen.

Außerdem sollte die DUH mir mal erklären, wie die angeblichen Stromeinsparungen zustande kommen sollen: Wer die Helligkeit einer 100er braucht und keine mehr findet, wird sich nicht mit dem trüben Licht einer 60er begnügen, sondern zwei davon aufhängen / aufstellen / einschalten – und dann mehr Strom verbrauchen. Das ist übrigens die ganz normale Denke eines Lichtplaners: Der berechnet zuerst den Helligkeitsbedarf und dann den Einsatz der Lampen, mit denen er ihn decken kann. Ein Verbot sehr heller Lampen stört ihn nicht, er nimmt dann eben mehr Lampen: Der Lampenhersteller macht mehr Umsatz, der Kunde zahlt drauf, Energie wird keine gespart.

Ich spare auch keine. Zwar habe ich brav eine 60er-Glühwendel-Globe durch ein vermeintlich viel helleres 20er-Energiespar-Pendant eines bekannten Augsburger Markenherstellers ersetzt. Seither darf ich aber nach dem Einschalten erst einmal drei Minuten warten, bis sich das teure High-Tech-Produkt von der Leuchtkraft einer klassischen 15-Watt-Funzel wenigstens auf das Niveau der ersetzten Altbirne hochgerackert hat. (Ja, wenn man das Teil nur lange genug brennen lässt, wird es im Zimmer tatsächlich irgendwann heller, als es früher war.)

Die logische Folge: Wir verbrauchen genausoviel Strom wie vorher, denn wir schalten das Licht nicht mehr aus, wenn noch die vage Möglichkeit besteht, dass wir innerhalb der nächsten halben Stunde den Raum noch mal betreten müssen. Die Gewohnheit, dass der letzte, der hinausgeht, das Licht ausmacht, haben wir uns abgewöhnt.

Es handelt sich übrigens um eine Energiesparlampe aus der aktuellen Produktion, nicht etwa um ein Relikt aus den Tagen, als die Technik frisch erfunden war.

Darum an dieser Stelle ein Dank an die DUH für einen unbeabsichtigten Tipp: Ich weiß jetzt endlich, wer noch alte Ware am Lager hat.

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2 Antworten auf „Keine große Erleuchtung“

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