Das Zünglein an der Wasserwaage – und andere Pannen

Der Jury-Chef von Pressefoto Bayern, Hans-Eberhard Hess, beklagte sich im Dezember 2010 über die „visuelle Legasthenie“ von Redakteuren, die Texte mit Bildern schmücken, die nichts mit dem Artikel zu tun hätten. Nicht einmal die BU stelle einen Zusammenhang her. Er muss so etwas gemeint haben:

Wenn die Wasserwaage nicht leckt, hat sie auch kein Zünglein

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Korrekturmeldung vom 4. Mai 2011

Da musste es wohl wieder mal schnell gehen. So schnell, dass dem Autor nicht auffiel, dass der als Quelle genutzte Text unter der Rubrik „Wahrheit“ stand, wo bekanntlich alles steht bis auf dieselbe – eine Anspielung auf die Prawda. Die taz bemerkte – oder kommentierte – den Vorfall erst eine gute Woche später: Der auf die Seite Drei gelassene Autor sei „auf die Wahrheit hereingefallen“. Selbst danach ließ sich die SZ noch eine Woche Zeit für das kleinlaute Geständnis, in dem die „Wahrheit“ natürlich nicht vorkommt.

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„Seit mehr als 80 Jahren stellt der niederländische Elektronik-Konzern TV-Geräte her.“

Geheime Erkenntnis der SZ-Redaktion (Wirtschaft, 19.4.2011, „Philips drückt den Ausknopf“). Der Rest der Welt betrieb 1930 jedenfalls noch Grundlagenforschung in der Fernsehtechnik – und auch Philips hat damals noch keine Geräte verkauft.

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„Jeder iPhone-Besucher kann mit einem Computer sein Profil auslesen.“

Behauptung aus der Rubrik „Dolmetscher“, in der die Wirtschaftsredaktion der SZ vermeintliche IT-Fachbegriffe glossiert. Thema am 27.4.2011: „Reality Distortion.“ Diese Wirklichkeitsverzerrung, eine meist Apple-Chef Steve Jobs zugeschriebene Fähigkeit, hat hier den Druckfehlerteufel aus der guten alten analogen Zeit ersetzt – und aus dem Besitzer einen Besucher gemacht.

Dass im Hochhaus von München-Zamdorf ein ganz eigenes Reality Distortion Field (RDF) herrscht, zeigt sich auch daran, dass der Autor übersah, dass sich der akute Nachrichtenaufhänger nicht einmal mit Gewalt in einen Zusammenhang mit dem Jobs’schen Original des RDF pressen lässt.

Dieses Kraftfeld bewirkte bei Apple schlichtweg, dass Jobs‘ Untergebene immer sprachlos waren, wenn der Chef einen seinen internen Auftritte hingelegt hatte. Niemand widersprach – ob aus Angst, sich unbeliebt zu machen, oder weil es müßig war, sei dahingestellt.

Auch den Erfolg von iPod und iPhone einem RDF zuzuschreiben, wie es der Kollege versucht…

„Dabei gab es vor dem iPod schon andere Musikspieler, die auch nicht übel waren, vor dem iPhone Hunderte anderer Mobiltelefone, vor der Ankunft des iPad viele Tabletcomputer anderer Herstellern.“

…ist denn doch recht verwegen.

Wenn nur die Menschen, die mal Herrn Jobs persönlich durch die Aura gelaufen sind, diese Geräte gekauft hätten, dann hätte Apple nur ein paar Tausend Stück unters Volk gebracht und nicht Millionen. Außerdem hat ja der SZ-Redakteur schon selbst erkannt, dass das Wirklichkeitsverzerrungsfeld nur von der Person Jobs ausgeht und nicht von den Gadgets:

„Vielleicht funktioniert die Gabe des Meisters einfach nicht auf elektronischem Wege.“

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