Kompliment an Frank Weyers-Göbel: Dem Organisator der Diskussionsrunden auf dem Medienforum in Köln ist es gelungen, ein Panel zusammenzustellen, dem ich gerne angehört habe. Solche Großveranstaltungen haben ja den Ruf, dass die immer gleichen Leute immer die selben Dinge erzählen und am Ende keiner so recht weiß, warum er überhaupt hingegangen ist. Das war, wie ich hörte, an den Tagen zuvor auch in Köln zum Teil so, aber es gibt Diskutanten, die sind bei derlei Events einfach gesetzt, man kann sie nicht übergehen. Leider okkupieren sie meist die Prime Time. Wir waren eher das Spätabendprogramm (okay, es war Nachmittag), und daran gemessen hatte wir eine tolle Quote. Raum Zwei war gut besucht.
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Ich weiß jetzt, wie sich Talkshow-Gäste fühlen. Man wird gepudert, weil man sonst auf Video oder Fotos rötlich glänzt. Sobald man selbst auf dem Podium hockt, ändert sich die Perspektive: Genauso wie jedem der anderen vier Teilnehmer fällt einem zum Thema so viel ein, dass man die Stunde auch in trauter Zweisamkeit mit der Moderation locker füllen könnte. Anke Bruns ist allerdings eine Frau, die sich nicht totquatschen lässt. Ohne falsches Erbarmen griff sie – nicht nur bei mir – beherzt ein, wenn es ihr zu lang wurde.
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Inhaltlich war es kein Spaß. Ulrike Langer zum Beispiel, die vorher defätistisch geätzt hatte „sterbernde Branchen feiern sich selbst“, beschrieb ein Geschäftsmodell, bei dem das unrentable Journalistische nur noch das Mittel zu dem Zweck darstellt, mit anderen Aufträgen (Dozieren, Beraten) gutes Geld zu verdienen. Sven Hansel wiederum verteidigte tapfer die Textverwertungsbörse Die Redaktion, deren Aushängeschild er ist. Aber ohne dazu wirklich gedrängt worden zu sein, gab er zu, in den ersten Monaten noch keinen Text so verkauft zu haben. Wenn eine solche Plattform aber nur dazu taugt, zu zeigen, was man drauf hat, braucht sie den Texten keine Preisschilder umzuhängen, mit denen ihr Wert doch nur geschmälert wird.
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Das große Aber: Für wen macht man sich da eigentlich einen Kopf? Wem erzählt man, was am Businessmodell des Journalisten heute nicht mehr funktioniert und wie es eigentlich gehen müsste? Anke Bruns war genauso neugierig wie wir. Sie hatte erwartet, dass viele junge Was-mit-Medien-Menschen kämen (okay, Daniel Fiene war natürlich in Köln auf Pirsch, aber der zählt nicht). Doch als Bruns die Probe aufs Exempel machte, reckten sich nur wenige Finger. Fast keine freien Journalisten, fast keine Berufsanfänger, dafür Profis aus anderen Medienberufen – nicht unbedingt Kreative. Nun gut, diese Angehörigen der sogenannten Kreativwirtschaft sollen, wenn sie schon wollen, wissen, was bei uns los ist.
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Das Interessanteste für mich: KNDM ist ganz anders, als ihn sich ein Niggemeier-Kommentarspaltenleser vorstellt. Er weiß, was dem Journalismus heute fehlt, weiß dass es Geld kostet, es besser zu machen, sieht viele Dinge kritisch, die auch ich kritisch sehe, kommt glaubwürdig rüber, wenn er über Ökologie, Nachhaltigkeit und Politik spricht. Neven DuMont junior ist kein reicher Schnösel und Berufssohn. Er hat „etwas gespart“ und investiert es als Unternehmensgründer in ein journalistisches Projekt. Wie gut er das hinkriegt, wissen wir im Moment alle nicht. Aber der Wille ist da. Dass sein Projekt seine Initialen trägt (die er aber mit einem Claim unterfüttert), kann man ihm nachsehen.
Ich sollte mir mal überlegen, was UJF noch bedeuten könnte. Unbestechlich – Journalistisch – Freiheitsliebend vielleicht?
(Links ergänze ich, wenn ich wieder im Festnetz bin.)
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