Robin Hood war, zumindest der Legende nach, ein großer Sozialist. Er betrieb Umverteilung von oben nach unten. Er nahm den Reichen und gab den Armen. Die Enteignungen, die er eigenmächtig durchzog, korrigierten Ungerechtigkeiten des feudalen Systems. Hood raubte Menschen aus, die selbst mit räuberischen Methoden zu Wohlstand gekommen waren. So wurde er zu Europas erstem Outlaw, der als strahlender Held in die Geschichte einging.
Die Piraten unserer Tage – ob nun Parteigänger oder nicht – überfallen keine Raubritter. Sie wollen nicht nur Armen, sondern allen etwas geben, das ihnen nicht gehört. Wie echte Sozialisten wollen sie die Gesellschaft per Umverteilung verändern, aber sie haben kein klares und akzeptables Feindbild, keine konsistente Ideologie. Das alles kann sich vielleicht noch entwickeln.
Was aber wirklich stört, ist ihre enorme Ungeduld. Wir leben in einem demokratischen Rechtsstaat. Man kann natürlich fordern, „das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern“, weil man der Ansicht ist, man könne so „die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern“. Der normale Weg dahin führt über die Organisation einer parlamentarischen Mehrheit für einen entsprechenden Gesetzentwurf, der sich innerhalb der Normen der Verfassung und internationaler Abkommen bewegen muss.
Wer mit etwas noch nicht Legalisiertem einfach schon mal anfängt, weil es doch so einfach ist, darf sich nicht wundern, wenn er damit auf Widerstand und Unverständnis bei denen stößt, die sich an die Regeln halten. Ich fände es zum Beispiel menschen- und umweltfreundlich, wenn die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel gratis wäre. Wenn die Piraten diese Form von Sozialismus durchsetzen und dabei die Qualität des ÖPNV nicht leidet, werden sie mir bestimmt sympathisch.
Aber bis es soweit ist, kaufe ich weiter Fahrkarten.
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