Stefan Niggemeier gibt auf Uebermedien.de im Disclaimer unter einem Beitrag beiläufig zu, dass er das darin beschriebene Abstimmungsdesaster auf der heutigen Mitgliederversammlung mitverschuldet hat.
Seinen als Einpeitscher für die Freischreiber gecasteten Vereinskameraden Ilja Braun, einen absoluten Topstar in der Kunst des Sich-sinnlos-unbeliebt-Machens, erwähnt er übrigens mit keinem Wort.
Hier als Crosspost mein Kommentar dort:
Lange Rede, kurzer Sinn: Auch Stefan Niggemeier hat dazu beigetragen, dass sich die ganze Chose verzögert. Siehe Disclaimer.
Vielleicht hätte er den unnötigen Aufschub, den er hier unter Abweinen von ein paar Krokodilstränchen fast selbst ein bisserl bedauert – fand er den neuen Vorstandsantrag doch wohl gar nicht so arg verkehrt – ganz alleine abwenden können. Leider habe ich nicht gesehen, ob er Vollmachten dabei hatte, denn er saß ganz hinten, am Rand meines Blickfelds. Falls er (wie viele Kollegen) die maximal zulässigen drei Stimmkarten hatte, darf er – der ja bei dieser Thematik viel mehr Durchblick hat als die allermeisten seiner Freischreiber-Kollegen, die noch ziemliche Urheberrechtsnovizen sind – sich als Zünglein an der Waage betrachten: Drei Stimmen mehr für den Antrag, drei Neinstimmen weniger, und es wäre 70 zu 34 ausgegangen. Zweidrittelmehrheit. Ja, liebe Leute: jeder Freischreiber mit zwei Vollmachten hätte die Sache drehen können.
So aber haben etwa 200 Teilnehmer, teils aus Norddeutschland angereist, einen Tag sinnlos vertan, dank Niggi & Co. Man kann dieser Truppe wahrlich nicht vorwerfen, sich bei den Kollegen einschmeicheln zu wollen.
Die Schuld für die Vertagung der dringenden Beschlüsse auf andere abzuwälzen gilt nicht. Der Ablauf bei VG-Wort-Sitzungen ist seit jeher immer gleich: Wenn am Samstag Mitgliederversammlung ist, tagt der Verwaltungsrat am Freitag davor, der Vorstand bereits am Donnerstag. Das ist kein Geheimwissen, es wird nicht verheimlicht, jeder einigermaßen recherchefähige, ach was, jeder auch nur oberflächlich interessierte Journalist kriegt das raus. Alle Mitglieder, die schon mal selbst da waren, kennen das Procedere.
Professionelle Vorbereitung in einem Verband mit dem Anspruch der Freischreiber bedeutet, dass man sich auf Änderungsanträge einstellt, weil man halt weiß, dass sie möglich sind. Man weiß auch, dass es Tischvorlagen geben kann, weil Anträge grundsätzlich Entwürfe sind. Was vorgelegt wird, ist nie in Stein gemeißelt. Sonst bräuchte man vor einer Abstimmung ja gar nicht mehr über Einzelheiten zu diskutieren.
Leider gibt es Leute, denen nicht in den Kram passt, dass der böse Verwaltungsrat oder sogar der noch bösere Vorstand (!) entgegen allen gut gepflegten Vorurteilen Verbesserungen (!) vorschlägt. Sie leiden am Not-Invented-Here-Syndrom: Nur ein eigener Vorschlag ist ein guter Vorschlag, dem der vermeintlichen Gegenseite ist zu misstrauen.
Im übrigen sei erwähnt, dass die Freischreiber in München in einer Weise aufgetreten sind, als hätte dieser Verein ein Mitspracherecht in der VG Wort. Das hat er nicht, das haben die Drehbuchschreiber nicht, der PEN-Club nicht, der Börsenverein nicht, der Journalistenverband auch nicht. Wir Gremienmitglieder in den Autoren-Berufsgruppen 1 und 2 sind fast alle organisiert, das ja, aber der wahrscheinlich einzige durch seine Mitglieder auf der MV der VG Wort vertretene Verein, bei dem die Entscheidungen sichtlich Top-Down laufen, vom Vorstand zu den Mitgliedern, sind die Freischreiber. Bei uns (DJV) informieren 1.) ich als Verwaltungsratsmitglied und 2.) unser Justiziar die ehrenamtlichen Funktionäre darüber, was in der VG Wort los ist.
P.S.: Vorgestern habe ich Chef-Freischreiber Benno Stieber angerufen. Nach dem Gespräch dachte ich, wir seien uns zumindest in dem Punkt einig, dass wir einen Verteilungsplan verabschieden wollen und über Kompromisse reden werden. Da kannte ich selbst die Verbesserungsvorschläge des Vorstands noch nicht, denn der tagte noch. Deshalb hat mich der neue Plan von Benno und seinen Leuten, die heutige Sitzung faktisch zu sprengen und eine Wiederholung Ende November zu erzwingen, kalt erwischt.
P.P.S.: In München bin ich heute vor der Versammlung auch auf Stefan Niggemeier zugegangen. Seine Reaktion machte mir dann klar, dass ich mich mit meinen Blogbeiträgen für eine Audienz bei ihm disqualifiziert habe. Nun gut, ich hatte nicht erwartet, dass ich ihm je sympathisch werde, und kann damit leben, dass er mit mir nicht redet. Aber leider ging er auch nicht auf die anderen Journalisten im Verwaltungsrat zu, die nicht immer so böse Dinge schreiben. Für jemanden, der so fleißig über die VG Wort schreibt, ist das schon ein, sagen wir mal, bemerkenswertes Verhalten.
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Guter Beitrag, lieber Herr Froitzheim. Ich war heute nachhaltig fasziniert, wie leicht insbesondere die von Ihnen erwähnten verhaltensauffälligen Herren die Versammlung dominieren und letztlich zum Scheitern bringen konnten. Da geht es um Millionen und dann drehen zwei wütende, nicht mehr ganz so junge Männer die ganze Chose auf links. Und freuen sich danach einen Ast, als ginge es um einen Jungenstreich und nicht um richtig viel Geld und zum Teil Existenzen. Mit Verlaub, aber die Sache ist zu ernst, um sie auch weiterhin unwidersprochen auf so einem Niveau ablaufen lassen zu dürfen, dann auch noch publizistisch veredelt von Stefan Niggemeier. Warum gibt der sich eigentlich für so etwas her? Das ist doch nun wirklich nicht sein intellektuelles Niveau. Schön aufgezeigt haben Sie jedenfalls die Fragwürdigkeit, bei der Radauveranstaltung mitzumachen und sich dann klamheimlich publizistisch vom Acker machen zu wollen.
A propos Jungenstreich: Ich bin mal gespannt, ob rauskommt, wer von diesen Schlaumeiern so pubertär oder bekifft oder beides war, einen Twitteraccount namens „vgwortistmord“ anzulegen.