Unsere Türklinke blitzt…

…denn gestern hat uns auch noch die Bürgermeisterkandidatin der Kauferinger Mitte einen (kurzfristig angekündigten) Hausbesuch abgestattet. Bis dahin kannten wir Bärbel Wagener-Bühler, die noch in München wohnt und arbeitet, nur von der großen Kandidatenschau des LT in der Lechau-Halle. Warum also möchte die Tochter von Altbürgermeister Klaus Bühler in die breiten Fußstapfen ihres Vaters treten, in denen Erich Püttner nie so richtig Halt fand?

Bärbel Wagener-Bühler (Kauferinger Mitte)

Wagener-Bühler kennt natürlich das Problem, dass sie für eine Marionette gehalten wird. Wer die Volljuristin für naiv hält, ist es selber. Wer sie unterschätzt, tut dies vielleicht auch, weil er (wie auch ich bis gestern) meint, sie trete unter ihrem Kosenamen an. Klaus Bühlers Söhne Nicki und Tobi heißen bekanntlich Nicolas und Tobias. Aber Bärbel heißt nicht Barbara. Sie ist wirklich auf den Namen getauft.

Im persönlichen Gespräch verströmt Wagener-Bühler den Ehrgeiz, es zu schaffen, obwohl sie Klaus Bühlers Tochter ist. Sie habe schon immer ihren eigenen Kopf gehabt, dies sei ihr schon in ihrer Jugend attestiert worden. Wenn das so ist, wissen dies natürlich auch die Mitglieder der Kauferinger Mitte, die die Rückkehrerin unterstützen und Spenden für ihren Wahlkampf gesammelt haben. (Wer die Historie der „Mitte“ nicht kennt: Die Wählervereinigung ist eine Abspaltung von der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV). Ins Leben gerufen hatte sie der mittlerweile nach Landsberg ausgewanderte Vater Bühler vor der vorigen Kommunalwahl, doch der zog sich bald aus dem Gemeinderat zurück.)

Jetzt muss also der Apfel die eingefleischten Bühler-Fans überzeugen, dass er nah genug am Stamm gefallen ist, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchen, und den skeptischen Wählern beibringen, dass er weit genug vom Stamm gefallen ist, dass sie keine Neuauflage typischer Bühler-Eigenmächteleien zu befürchten brauchen. Keine Frage, die Kandidatin hat eine so gewinnende Art, dass man für einen Moment vergessen könnte, was für einen Spagat sie sich da zutraut: Um den Bürgermeisterjob eigenständig durchzuziehen, braucht sie Stehvermögen gegenüber den Großeltern ihrer beiden Jungs, während sie bei dem für Bürgermeister typischen Terminkalender auf die Unterstützung ebendieser Großeltern angewiesen sein wird. Zur echten Kauferingerin wird Bärbel Wagener-Bühler erst wieder am 1. April; zu diesem Termin hat sie ein Haus in Laufnähe zum Rathaus angemietet. Die Befürchtung, Kaufering könnte eine Bürgermeisterin bekommen, die ihren Job erst mal als Pendlerin ausübt, hat sich demnach erledigt. 

Kommen wir von den weichen Faktoren zu den harten: Als Juristin dürfte sich Bärbel Wagener-Bühler nicht so leicht in rechtlichen Grauzonen verlaufen wie ihr Vater. Zum Rechts-vor-links-Problem sagt sie: „Ich stehe für eine rechtliche Überprüfung der Situation, da die Zone-30-Regelung in „weiteren Vorfahrtsstraßen“ nicht zulässig ist.“ Das beträfe konkret die Straßen, in denen ihr Vater unter Missachtung der StVo die kombinierten Vorfahrt-30-Schilder hatte anschrauben lassen: Kolpingstraße, Haidenbucherstraße, Otto-/Albert-Schweitzer-/Theodor-Heuß-Straße, Dr.-Gerbl-Straße und Iglinger Straße.

Dass die Tochter des baubegeisterten Klaus Bühler die Wiese zwischen Ahornring und Donaustraße zum Baugrund machen möchte, bleibt für mich problematisch, auch wenn ihr eine städtebauliche oder architektonische Wettbewerbsausschreibung vorschwebt, die ein Mindestmaß an Grün sicherstellen und ästhetischen Wildwuchs verhindern soll. Ein Teil des Areals gehört der Gemeinde, der Rest ist in der Hand eines privaten Grundbesitzers, der keinen Grund hat, künftiges Bauland unter Wert dem Markt Kaufering zu überlassen. Aber es ist eh nicht Aufgabe der Gemeinde, Häuser – es geht nicht um Sozialwohnungen – zu bauen. Jeder Investor stünde aber vor der Entscheidung zwischen zwei Geschäftsmodellen: a) wenige repräsentative Häuser mit großen Gärten für Bestverdiener oder b) viele Handtuchreihenhäuser mit Gästetuchgärtchen für Normalverdiener. Variante a) brächte wenig Entlastung für den Wohnungsmarkt, jedenfalls weniger als seniorengerechte und bezahlbare Wohnungen für all die Witwen und Witwer, die nur deshalb noch immer große Einfamilienhäuser alleine bewohnen, weil ein Umzug sich nicht lohnt. Bei b) sähe es auf der Wiese bald aus wie am Bahnhof. Das, immerhin, ginge auch Wagener-Bühler zu weit.

So, das soll’s fürs erste gewesen sein mit der Wahlbloggerei. Ich bin gespannt, wer in die Stichwahl kommt.

Sie sind der oder die 2379. Leser/in dieses Beitrags.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert