Gewinn ist nicht Umsatz

„Und Google? Der Internet-Konzern hat gerade angekündigt, seinen 23000 Beschäftigten eine zehnprozentige Gehaltserhöhung zu zahlen, weil es ihm so gut geht. Fast 7,3 Milliarden Dollar Gewinn waren es im dritten Quartal dieses Jahres. Schon die Margen sind mythisch.“

Süddeutsche Zeitung, Thema des Tages, 17.11.2010

Na, was ist daran falsch? Genau: Es ist der Umsatz von Google, der „Revenue“. Der Gewinn heißt „Net Profit“ oder auch „Net Income“, und der liegt bei 2,17 Milliarden Dollar. Damit liegt die Marge (Operating Margin) bei 35 Prozent – und das ist vielleicht beeindruckend, aber nicht mythisch. Mich erinnert es an Microsoft: alles schon mal dagewesen. Nebenbei bemerkt sind 2,17 Milliarden nur die Hälfte des – im selben Absatz! – korrekt wiedergegebenen Gewinns von Apple. Der unbefangene Leser muss aber meinen, das Größenverhältnis sei umgekehrt.

„Längst steht hinter Brin und Page ein Mann namens Eric Schmidt. Mit ihm hat der Konzern einen Visionär gefunden, der den Konzern weit über seine Bedeutung für die digitale Welt hinausführen soll. Er ist … ein Stratege mit langjähriger Erfahrung bei den ganz Großen der Industrie. Auch bei Apple. Dort saß er noch bis zum August 2009 im Vorstand, dann musste er gehen – Interessenskonflikt.“

Süddeutsche Zeitung, Die Seite Drei, 17.11.2010

Und was ist daran Unsinn, abgesehen von dem überzähligen Fugen-s? Fangen wir hinten an: Schmidt saß bei Apple nie im Vorstand, sondern war ein paar Jahre (2006 bis 2009) eines der externen Mitglieder im Board of Directors. Das ist am ehesten vergleichbar mit einem Aufsichtsratsmitglied.

Als er diesen Posten übernahm, war er längst der Mann bei Google, der nicht hinter den Gründern steht, sondern ganz vorn. Er leitet den Konzern seit 2001, nein: Er ist der Mann, der Google vom kleinen Startup, das nichts als immense Kosten produzierte, überhaupt erst zum erfolgreichen Weltkonzern gemacht hat.

Bei den ganz Großen? Bei IBM, HP, Dell, Microsoft, Intel oder Oracle? Da war er früher nie. Schmidt hat sein halbes Berufsleben bei Sun Microsystems verbracht. Als Sun um die Jahrtausendwende seine Blütezeit erlebte, hatte Schmidt das Unternehmen gerade verlassen.

Und was ist er nun? Visionär oder Stratege? Letzteres. Schmidt ist ein gewiefter Manager, der den Visionären Freiraum lässt.

Das kann man wissen, notfalls auch googlen. Oder man überwindet seinen Feuilletonistenstolz und lässt die (richtigen) Kollegen von der Wirtschaft mal kurz gegenlesen.

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