Wenige Monate nach der Stabübergabe bei der „Computer Seller Business“ an Damian Sicking hatte Computerwoche-Chef Dieter Eckbauer den nächsten Auftrag für mich: ein Wirtschaftsmagazin für die noch sehr überschaubare Online-Branche musste her. Damals, Ende 1995, wagte man von DSL-Anschlüssen nicht einmal zu träumen. Breitbandnetze stellte man sich vor als Glasfaserleitungen bis zum Verbraucher oder eben als Aufrüstung von Fernsehkabelnetzen. Es war Zukunftsmusik, und wir schickten uns an, die Kritiken zu dieser Musik zu schreiben. Zwei Jahre ging das gut, dann wurde das Pionierprojekt der Verlagsleitung zu heiß. Sie verkaufte – sorry, das sagt man so – die Abonnenten an die Neue Mediengesellschaft, die mit ihrer „Internet World Business“ bis heute Marktführer bei den einschlägigen Fachtiteln ist.
Wehe, wenn die Garantie abläuft
Dieser Beitrag von mir erschien kurz vor Weihnachten 1994 in der Computer-Zeitung mit der Dachzeile:
„Eine Adventsgeschichte oder das Ex-und-Hopp-Notebook“
Ich war damals rücksichtsvoll genug, den Namen des Fabrikats nur anzudeuten. Wäre ich gemein gewesen, hätte ich als weiteren Hinweis auf diesen internationalen Büromaschinenhersteller noch den Sponti-Slogan „immer besser manuell“ eingebaut. Jahre später merkte dieses in Armonk im US-Staat New York ansässige Weltunternehmen, dass es für alle Beteiligten besser ist, die Produktion seiner „Denkpolster“ den Chinesen zu überlassen.
Im Weihnachtsgeschäft sind sie wieder allgegenwärtig: Markencomputer zu Ramschpreisen. Diese Restposten wollen die Hersteller möglichst nie wiedersehen – am allerwenigsten als Reparaturobjekt in der Werkstatt.
Endlich kann ich aufatmen. Der Kleine ist wieder da. Nach zwei Monaten des Bangens und Hoffens kam das Happy-end: Meinem gerade einmal 14 Monate alten Lieblingscomputer bleibt das vorzeitige Ende auf dem Wertstoffhof erspart.
Begonnen hatte das nervenraubende Drama recht harmlos auf einer Reise durch Norddeutschland. Wie immer mit dabei: das Notebook, längst des Reporters wichtigstes Arbeitsuntensil. Eines Morgens bleibt beim Booten der Bildschirm dunkel, der Helligkeitsregler stellt sich tot. Allerdings surrt die Festplatte ganz normal, und auch die Kontroll-LEDs melden sich brav zum Dienst. Im Schein einer starken Tischlampe sind sogar noch alle Directories erkennbar. Glück gehabt: Daten sind nicht verloren gegangen, bloß die Hintergrundbeleuchtung ist hinüber. „Wehe, wenn die Garantie abläuft“ weiterlesen
UJF in der CW
Beiträge von Ulf J. Froitzheim in der…
…COMPUTERWOCHE Nr. 15 vom 08.04.1988 über „perfekte“ Software
Nobody is perfect
SAN FRANCISCO (CW) – Ein höchst eigenartiger Rechtsstreit beschäftigt derzeit ein amerikanisches Bundesgericht im Staat Kalifornien: Der Softwarehersteller International Microcomputer Software Inc, (IMSI) will vom Kadi schriftlich haben, daß der Konkurrent Word Perfect Corp. kein Recht habe, pauschal alle Produktbezeichnungen mit der Endung „Perfect“ schützen zu lassen. Auslöser der Auseinandersetzung war ein Brief der Word-Perlect-Geschäftsleitung an die IMSI-Manager, in dem letztere ultimativ aufgefordert wurden, den Namen Ihres Produkts „Page Perfect“ zu ändern, da er zu sehr an „Word Perfect“ und „Data Perfect“ erinnere. Vorerst bleibt die inkriminierte Software unter ihrem bisherigen Namen auf dem Markt – das Gericht wird erst Anfang 1989 über den Fall entscheiden. Bei dem Prozeß geht es wohlgemerkt nicht darum, ob nur perfekte Software auch den Namen „Perfect“ tragen darf. Dann nämlich hätte wohl kein Hersteller das Recht, seine Ware so zu taufen. Es sei denn, sein Name wäre Nobody…
Geklauter Kosename
Kolumne über das Copyright auf IBMs Spitznamen „Big Blue“
Kein Journalist kann wohl so dreist sein, daß er an Chuzpe nicht noch von Marketiers übertroffen werden könnte. Beste Chancen auf den ersten Preis dürfen sich jene PR-Strategen ausrechnen, die sich nicht entblödeten, neben spröden Produktnamen wie “ES/93708″ oder “PS/2 50Z” sogar die Bezeichnung “Big Blue” als Warenzeichen schützen zu lassen. Aber halt: Kann man denn überhaupt Urheberrechte an etwas geltend machen, das man selber gar nicht erfunden hat? Leider ist über die Entstehung von “Big Blue” nichts bekannt. War es ein Anwender, den ein Hüne von Verkaufsgenie im blauen Nadelstreif tief beeindruckt hatte, war es eine Putzfrau, die gerade ihres ersten Computers ansichtig wurde (“Oh, what a big blue monster!”) oder ein Fachredakteur der ganz alten Garde, den (natürlich absurde) Assoziationen zu George Orwell bewegten?
Man kann sich jedenfalls vorstellen, was nun passiert: Findige DV-Pensionäre werden versuchen nachzuweisen, daß die Wortschöpfung vom “Großen Blauen” auf ihrem Mist gewachsen ist. Da steht uns sicher der eine oder andere Copyright-Prozeß ins Haus – vorausgesetzt, die Ansprüche sind noch nicht verjährt. Interessante Perspektive: Siemens müßte sich schleunigst zum Kadi bequemen, um die Kosenamen “Elektrobank” und “Datasibirsk” patentieren zu lassen, Christian Schwaz-Schilling seine Rechte an “Mr. Blackpenny” sichern Helmut Kohl seine Birne und die Formel “in dieser unserem Lande” unter Naturschutz stellen lassen. Last, not least hätte die IBM keine andere Wahl, als sich mit Hollywood anzulegen: Vergangenes Jahr erschien ein Tiefsee-Filmepos mit dem Titel ”The Big Blue“.
Ein Verleiher, der so offenkundig unerlaubte Werbung für den DV-Giganten macht, gehört doch wohl wirklich bestraft!
Erschienen in der COMPUTERWOCHE Nr. 22/1989.