Zweikampf mit dem Griffel

Ein kleines Softwarehaus aus dem Silicon Valley sorgt derzeit für Furore: Die Go Corporation will die Computertastatur überflüssig machen. Mit dem elektronischen Griffel fordert sie Branchenführer Microsoft zum Duell.

Top Business 11/1992

Jerry Kaplans Haare sind grau geworden, und zugenommen hat er auch. Die unzähligen Sieben-Tage-Wochen, die der Softwarespezialist als Chef eines eigenen Unternehmens absolvieren mußte, haben ihre Spuren hinterlassen.

Fast fünf Jahre harter Arbeit liegen hinter Dr. S. Jerrold Kaplan, Chairman der Go Corporation aus Foster City, Kalifornien, als er am Gründonnerstag 1992 endlich zu seinem ersehnten Erfolgserlebnis kommt: Mehr als drei Dutzend Unternehmen aus der amerikanischen Computerindustrie schwören auf sein Betriebssystem „Penpoint“, das bei den Rechnern der neuesten, Generation die Tastatur überflüssig macht. Etliche der Programmierwerkstätten, die bei dieser offiziellen Präsentation in San Francisco ihre Entwicklungen zeigen, verdanken ihre Existenz Jerrys geduldiger Vorarbeit.

„Eine Firma wie Go zu gründen, das ist wie ein Marathonlauf“, philosophiert der Doktor der Informationswissenschaften, „ich bin kein Sprinter, sondern denke langfristig.“ „Zweikampf mit dem Griffel“ weiterlesen

Verpackungen: Ideen im 6er-Pack

Nach Jahrzehnten sorglosen Umgangs mit Blistern, Folien und Schachteln entdeckt die Industrie den Kostenfaktor Verpackung. Neue Konzepte reduzieren nicht nur den Müllberg, sondern verbessern oft auch die Rendite.

 

Top Business 9/1992

Vor den Werbebotschaften des amerikanischen Markenartikels Procter & Gamble (P & G) gibt es kein Entrinnen. Egal, ob in Funk oder Fernsehen, mit Produkten wie Ariel und Pampers, Valensina und Blendamed, Meister Proper und Wick präsentiert sich der Waschmittel- und Fruchtsaftmulti auf allen Kanälen in Überlebensgröße.

Im Handel allerdings macht sich der 30-Milliarden-Dollar-Konzern zusehends dünn. Erst wurden die meterlangen Regale mit seinem Weichspüler Lenor immer kürzer. Dann schrumpfte der Platz in den Supermärkten, den P&Gs Waschpulverpaletten ausfüllten, um mehr als ein Drittel zusammen. Schließlich war sogar beim bekanntesten Produkt des Hauses, den Pampers-Windeln, buchstäblich die Luft raus: Plötzlich stapelten sich die Windelpakete in den Drogeriemärkten nicht mehr an der ganzen Schaufensterfront bis unter die Decke, sondern ducken sich unauffällig in eine Ecke.

Hinter dieser neuen Bescheidenheit an der Verkaufsfront verbirgt sich aber nicht etwa ein Umsatzrückgang des Konsumgütergiganten aus Cincinnati/Ohio auf dem deutschen Markt. Im Gegenteil – „Verpackungen: Ideen im 6er-Pack“ weiterlesen

Künstliche Intelligenz: Demontage der Mystiker

Top Business 3/1992

http://www.ujf.biz/texte/TB_KI.JPG

Die Diskussion um die Künstliche Intelligenz (KI) – ein Reizthema der 80er Jahre – belebt sich neu. Von ihrem hohen Anspruch, Computern das Denken beizubringen, müssen die Hardliner der KI allerdings vorerst Abschied nehmen.

Juristen kann der Guru nicht ausstehen. Mit ihrem spitzfindigen Argumenten, die sie am liebsten in die Form von Gesetzen gießen, behindern die Advokaten seiner Ansicht nach bloß den wissenschaftlichen Fortschritt.

So poltert Marvin Minsky, prominentester Prophet der Künstlichen Intelligenz (KI), denn auch schonmal ungeniert los. „Vielleicht“, provozierte der Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) beispielsweise auf einem Softwarekongress in München, „sollten wir einfach alle Rechtsanwälte umbringen.“ „Künstliche Intelligenz: Demontage der Mystiker“ weiterlesen