Besser Online – Nachlese

Da mein Motto nicht lautet „es ist alles gesagt, aber noch nicht von mir“, mache ich’s kurz und beschränke mich auf eine Anmerkung zum Thema Leistungsschutzrecht für Verleger, das Hubert Burdas oberster Rechtsbeistand Professor Robert Schweizer auf dem DJV-Kongress Besser Online tapfer verteidigte. In einem Punkt zumindest hatte er Recht: Es stimmt, dass nicht nur Burda in Form von Web Traffic von Googles Dienstleistung profitiert, sondern auch umgekehrt, da Google nun mal auf nichts verlinken könnte, wenn da nichts wäre. Es war eine Binsenweisheit, an die zu erinnern man dem Mann zugestehen muss. Aber wehe, man wagt es, ihm spontan zu applaudieren. Dann zischt einen der Vordermann an: „So ein Unsinn.“ So viel von meiner Seite zum Thema Verlegerbashing.

Mehr dazu steht (unter anderem) in den Blogs von Christian Jakubetz, Inge Seibel, Christian Pfaffinger und Stefan Kaufmann.

Google muss noch viel lernen

Ich weiß ja nicht, warum diese Veranstaltungen des zuständigen DJV-Fachausschusses immer „Besser Online“ heißen. Das ist zumindest missverständlich, denn es klingt wie: „Hätte er besser jemanden gefragt, der sich damit auskennt!“ Also besser online als offline. Eigentlich ist es aber wohl ein Postulat: Im Online-Segment des Journalismus und auch der PR gibt es Vieles, das verbesserungswürdig wäre.

Zum Beispiel die Pressearbeit des angeblich allwissenden, laut Volks- und Medienmeinung buchstäblich alles unter Kontrolle habenden Konzerns Google. Die ließ bisher so schwer zu wünschen übrig, dass ich eher von Presseuntätigkeit oder Heimlichkeitsarbeit reden würde „Google muss noch viel lernen“ weiterlesen

Söder, Stöckel, Kubitschek weiß-blau dekoriert

Für "streng vertrauliche Ruhmestaten", so die Süddeutsche Zeitung (offline, 28. Juli 2010, Bayern, S. 34), werden 57 Bürger mit dem Bayerischen Verdienstorden geehrt. Die Verdienste nenne die Staatskanzlei zwecks Schutz der Privatsphäre der Betroffenen Dekorierten nicht, erklärt das Blatt.

Wie einer von der SZ vorab publizierten Liste zu entnehmen ist, gehört zu den für ihre heimlichen Verdienste Belobigten auch der Nürnberger Journalist Dr. Wolfgang Stöckel, Redakteur a.D. und langjähriger Erster Vorsitzender des Bayerischen Journalisten-Verbandes. BJV-Kommunikationsreferent Bernd Aumiller steht nun vor einer veritablen Mission Impossible: Eigentlich wäre es sein Job, die Nachricht vom Orden für den Chef per Pressemitteilung zu verkünden. Aber die Regeln des Nachrichtenhandwerks gebieten nun einmal, nicht nur die Tatsache an sich zu melden, sondern auch zu erklären, für welche Meriten das weiß-blaue Verdienstkreuz am blau-weißen Bande verliehen wird. Dazu bedürfte es jedoch einer zitablen Quelle. Vielleicht verrät Landtagspräsidentin Barbara Stamm Wolfgang Stöckel sogar im Vertrauen, wie er zu der Ehre kommt. Die dürfte es wissen. Doch eine Info "unter Drei" ist für PR-Zwecke leider völlig wertlos.

Immerhin weiß sich der bescheidene Stöckel in allerbester Society Gesellschaft. Laut SZ erhalten auch folgende Zelebritäten von Horst Seehofer den Orden: Friederike-von-Unruh-Darstellerin Ruth Maria Kubitschek, Bulle-von-Tölz-Amigo Gerd Anthoff, Fassbinder-Star Hanna Schygulla, Kameraprofessor Michael Ballhaus, BMW-Chef Norbert Reithofer, Audi-Chef Rupert Stadler, Friedenskomponist Ralph Siegel, Pathologe Wolfgang Eisenmenger und die CSU-Markusse Ferber, Söder und Sackmann.

Eine Laudatio, wie man sie gern gehört hätte…

…hält Annette Ramelsberger in der heutigen SZ (offline, Leute-Seite im Bayernmünchenteil, S. 38 der Bayern-Ausgabe) auf die scheidende BJV-Geschäftsführerin Frauke Ancker.

Die Kollegin hatte sich am Montag den Redemarathon am Salvatorplatz angetan – und war von den Festrednern und -rednerinnen, wie sie in ihre eigene Girlande einflicht, heftig enttäuscht:

Der BJV-Vorsitzende Wolfgang Stöckel rief ihr nach, sie sei "preußisch", "manchmal unbequem" und "von entwaffnender Direktheit" gewesen. So richtig innig hörte sich das nicht an.

Man hätte ihr einen inspirierteren Abschied gewünscht. Nicht vier Pflichtreden. Nicht vier Funktionäre, die immer wieder das Gleiche sagen…

Man hätte ihr eine Veranstaltung gegönnt, die nicht den Charme eines Kleingärtner-Vereinsabends versprühte, bei der auch noch der letzte Würdenträger begrüßt wurde…

Unter Frauke Ancker ist der immer ein wenig bräsig daherkommende Verband eine schlagkräftige Kampforganisation geworden. Ob er das auch nach ihr bleibt, ist eine ganz andere Frage.

Diese Frage stellen sich einige im Verband in der Tat schon länger.

Um Himmels Willen: Ancker geht von Bord!

Wer den Namen Ancker trägt, kann sich vor Wortspielen kaum retten, vor allem wenn er/sie soviel mit uns, nun ja, Kreativen zu hat wie Frauke Ancker. Die langjährige Geschäftsführerin des Bayerischen Journalisten-Verbandes hat die Einfälle „ihrer“ Journalisten immer gut ertragen – egal, ob jemand, dem etwas nicht passte, vor Ancker ging oder ein Scherzkeks drohte, Ancker zu werfen. Ab August ist die Geschäftsstelle des BJV kein Anckerplatz mehr: Nach 35 Jahren legt die Oberbayerin mit niederländischem Migrationshintergrund ab und steuert in Richtung Privatleben.

Das Ancker-Lichten zelebrierte der Verband mit einem Empfang vor großer Kulisse, nämlich den Panoramafenstern im 3. Stock des Literaturhauses München, die der Theatinerkirche zugewandt sind. ARD-Zuschauern ist der Anblick auf das gelbe Gotteshaus vertraut: Die Location dient der TV-Produktionsfirma ndF seit Jahren als Set für Szenen im Büro der erzkatholischen Spekulantin und Fußballnärrin Dr. Dr. Elisabeth Reuter (Rosel Zech), Schwester Oberin des Ordens, dem das marode Kloster von Kaltenthal gehört, einer Kreisstadt, die wie Landshut aussieht und von der Amigo-Bürgermeister-Karikatur Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) regiert wird.

Um Himmels Willen!, stoßseufzen passenderweise nun viele Weggefährten von Frauke Ancker, für die diese Frau nicht weniger war als der personifizierte BJV, quasi die Schwester Hanna der bayerischen Journalisten. „Um Himmels Willen: Ancker geht von Bord!“ weiterlesen