Top Business 1/1994
Dieser Archiv-Beitrag ist nur noch unter branchenhistorischen Gesichtspunkten von Bedeutung und hat keinerlei Bezug zur Software AG der Gegenwart. Die Software AG ist inzwischen an der Börse notiert und wird nicht mehr wie beschrieben von zwei Stiftungen beherrscht.
Software AG
SCHNELL AUF TALFAHRT
Die Darmstädter Software AG, langjährige deutsche Programmierperle, gerät zunehmend in Bedrängnis. Die Ursachen: unklare Produktstrategie, autokratische Führung, Fluktuation im Management und eine eigentümliche Rechtskonstruktion.
Auf eine Vorlesung über quantenphysikalische Phänomene waren die Wirtschaftsjournalisten nicht gefasst, die zur diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Software AG nach Frankfurt gekommen waren. Doch Peter Schnell (55), Vorstand und quasi Alleinherrscher in Deutschlands exportstärkstem Softwarehaus, war in seinem Eifer nicht zu bremsen.
Alles durchdringende kosmische Strahlen, dozierte der Darmstädter Unternehmer und Diplom-Mathematiker, würden eines Tages der Entwicklung immer leistungsstärkerer Computerchips ein Ende bereiten. „Vor Höhenstrahlung kann man sich nicht schützen“, echauffierte sich Schnell über den seines Erachtens unsinnigen Fortschritt in der Siliziumtechnik, „da müssen Sie schon in Bergwerke gehen, bis in 8000 Meter Tiefe.“
Dabei waren esoterische Hardware-Fragen so ziemlich das letzte, was die Presseleute von Schnell beantwortet haben wollten. Kopfschüttelnd verließ einer nach dem anderen den Saal. Doch verbissen zog der Firmenpatriarch sein Referat durch – und erläuterte anhand von Bits und Bytes seine höchst individuelle Sicht der EDV-Welt. „Software AG: Schnell auf Talfahrt“ weiterlesen