Wir Mitarbeiter von Bertelsmann-Objekten könnten bald Gegenwind kriegen. Richard Gutjahr hat da Dinge herausgefunden, von denen mir lieber wäre, sie wären nicht wahr.
Weiße Flecken auf der Titelseite
Viele, viele weiße Flecken: Mancher Verlag könnte eine Menge Druckerschwärze sparen, wenn es nach Tobias Gillen ginge.
Schlaf-Tablet: Süddeutsche verschnarcht ePaper-Chancen
Wenn es Zeitungen in Deutschland gibt, die der gemeine Leser gewohnheitsmäßig mit dem Prädikat „altehrwürdig“ assoziiert, gehört dazu neben der FAZ gewiss auch die SZ. Leser meiner Wortpresse wissen: Die Süddeutsche macht zwar jede Menge Fehler, weit mehr als jene, die sie in der Korrekturecke auf der Leserbriefseite eingesteht. Doch sie gehört zu den Blättern, in denen nicht alles von dpa kommt. Zwischen Fotos, deren XXXL-Format oft in keiner Relation zu ihrer Relevanz steht, und Texte, die man leider „Content“ (wenn nicht gar „Zeilenschund“) nennen muss, packt sie verlässlich so viel Lesenswertes von richtig guten Autoren, dass ich ihr die Hudeleien des modernen Quantitätsjournalismus nachsehe.
Meine Leseleidenschaft führt allerdings zu Papierkonvoluten, die beim Wegschmiss oft verblüffend alt, aber alles andere als ehrwürdig sind. Die SZ-Stapel, die unser Haus zumüllen und meine Frau zur Verzweiflung treiben, sind die tägliche Mahnung, dass die Sottisen der Zeitungshasser über „Totholzmedien“ nicht ganz substanzlos sind. Ich will lesen, aber nicht um der wunderbaren Haptik, des lieblichen Raschelns und des Duftes der Druckerschwärze willen mein Heim immer wieder temporär unbewohnbar machen. Allein: Eine Überformat-Zeitung als PDF am Macbook lesen zu müssen, ist für mich eine noch schlimmere Strafe als die Papierentsorgung, selbst wenn ich durch die Umgehung der Druckerpresse bereits am Vorabend zur Lektüre schreiten kann. Zeitung liest man auf dem Sofa. Punkt.
Also muss ein iPad her. Oder vielleicht doch ein Windows-8-Tablet mit ansteckbarer Tastatur, das Acer Iconia W510? Weiß nicht, irgendwas Mausloses jedenfalls, etwas mit dem gewissen Touch. Ich will per Fingerwisch blättern können. „Schlaf-Tablet: Süddeutsche verschnarcht ePaper-Chancen“ weiterlesen
40 Millionen € für das Aus der FTD…
…sind eine Menge Holz.
Ich weiß jetzt nicht, was neben Abfindungen an Nebenkosten in dem Betrag steckt, aber die Größenordnung liegt bei mehr als 100.000 € pro Redaktionsmitglied (also weit mehr als einem durchschnittlichen Journalistengehalt) oder dem kumulierten Defizit mehrerer Jahre.
Die freien Mitarbeiter bekommen keinen Cent, dafür aber Konkurrenz durch die Geschassten, die noch keinen neuen Job haben und hoffen, dass bleibt, wer schreibt. Alle verlieren also – die einen die gut bezahlte Festanstellung, Verlag und Freie Geld. Klarer Fall von Managerismus.
Was wäre die Alternative (gewesen)?
Wo Anzeigenabteilungen von Profit Centers zu Loss Centers degenerieren, ist es schlau, das anzeigenlastige Geschäftsmodell zu verschrotten und dem Leser eine gute und eine schlechte Nachricht zu präsentieren. Die Gute: Jetzt ist ER der Kunde, er ist nicht mehr das Vermarktungsobjekt, das dem Inserenten verkauft wird. Die Schlechte: Er muss mehr bezahlen. Aber nicht so viel mehr, dass er Verluste im bisherigen Umfang ausbügeln müsste. „40 Millionen € für das Aus der FTD…“ weiterlesen
Visuelle Legasthenie…
…nennt Hans-Eberhard Hess, langjähriger Jury-Chef von Pressefoto Bayern, die Manie von Redakteuren, ihre Zeitungsartikel mit irgendwelchen Fotos zu dekorieren.
Ein schönes Beispiel dafür lieferte gestern die SZ unter der Headline „Bezahlen für Bayern“:
So hatte Berlins parteiloser Finanzsenator Ulrich Nußbaum darüber geklagt, dass „die Berliner über ihre Stromrechnungen 370 Millionen Euro zur Förderung erneuerbarer Energien“ bezahlen und somit „Solaranlagen in Bayern subventionieren“ müssten, „die Hauptstadt erhalte im Gegenzug nur 25 Millionen Euro aus der Energieförderung“. Nur geht das aber den Finanzsenator überhaupt nichts an. „Visuelle Legasthenie…“ weiterlesen