Die führerlose U-Bahn fährt. Jetzt sind die Luftfahrtforscher am Zug: Sie rationalisieren die Piloten weg.
Pauschaltouristen hoben noch ein Gespür dafür, was ein Mensch leistet, der ein Flugzeug sicher in die Lüfte und heil wieder auf den Boden bringt. Deshalb applaudieren sie gern dem (Co-)Piloten. Aber die ganze Zeit zwischen Take-off und Landung hoben sie Blut und Wasser geschwitzt. Denn dank Hollywood wissen die Leute genau, wie verwundbar ihr Held ist: Von der Fischvergiftung über den Herzinfarkt bis zum brutalen Hijacking ist ihnen kein Todesszenario fremd.
Aus England dringt nun frohe Kunde für alle, die den Risikofaktor Mensch mehr als alles andere fürchten: UFOs – in diesem Fall nicht unbekannte, sondern unbemannte Flugobjekte – funktionieren. Auf der Flugschau von Farnborough konnte sich jeder davon überzeugen, dass Autopiloten nicht nur in 33.000 Fuß Höhe Kurs holten, sondern bis zum finalen Bodenkontakt so souverän arbeiten wie eine Nürnberger SB-U-Bahn. Für die militärisch vorgebildeten Zuschauer war die programmierte Landung vielleicht keine Sensation. Ein schöner PR-Coup für Europos Aerospace-Ingenieurswesen hätte sie aber werden können.
Und was machen die Forscher daraus? Sie vertrösten uns auf die ferne Zukunft. Vorerst sollen nur Feuerwehr, Polizei & Co. in den Genuss der UFO-Technik kommen. Nichts gegen Brandbekämpfung und Temposünderjagd, aber auch die zivile Luftfahrt braucht endlich Jets ohne störendes Cockpit und Besatzung: Die Passagiere könnten sich Getränke selber holen, wenn sie Durst haben. Nagelfeilen würden wieder als Handgepäck geduldet, weil man nur Mitreisende aufspießen könnte. Die Airlines hätten drei, vier Sitzreihen mehr zu verkaufen, und die Besserzahler in der ersten Klasse genössen durchs Panoramafenster ihrer Bug-Lounge einen Premium-Ausblick à la ICE 3 oder Franken-U-Bahn.
Vermutlich hoben die UFO-Konstrukteure einfach nur Angst vor einem Image-Absturz. Sie werden kaum zugeben, dass sie Computer für sicherer halten als jede hormongesteuerte Crew. Dann brächte Hollywood nämlich garantiert bald den ultimativen Katastrophenthriller auf die Leinwand, in dem Terroristen die Tower aller Großairports stürmen und den Fluglotsen die Fernbedienungen entreißen. So aber werden Pauschaltouristen noch ewig jemanden zum Beklatschen hoben – jedenfalls solange sie sich das Kerosin leisten können.
Aus der Technology Review 9/2008, Kolumne FROITZELEIEN
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