„Das Studium war viel praxisnäher, als ich mir das vorgestellt habe“, behauptet angeblich eine gewisse Hanna Schmidt (26), ihres Zeichens freie Journalistin.
Welches Studium?, kann man da nur fragen, denn die „freie journalisten schule“ (FJS) in Berlin ist eine Anbieterin von Fernunterricht und mitnichten eine Fernuni. Was auch immer Hanna studiert hat, das hat sie woanders studiert.
Man kann aber auch fragen: Welche Hanna? Denn das Foto zeigt eine Frau, die 26 Jahre alt sein soll. Wäre sie das bei der Aufnahme tatsächlich gewesen, so wäre sie heute 35. Das Bild steht nämlich seit 2007 in der Datenbank der Stockfoto-Agentur Photocase. Dort heißt Hanna, die 2009 schon mal ihr Gesicht für eine Seite über Singlebörsen zur Verfügung stellte sowie irgendwann für eine Frauenberatungsstelle und eine IT-Firma, seltsamerweise Diana.
Sucht man mit der Google-Funktion „wortwörtlich“ nach „Hanna Schmidt“ in Verbindung mit „freie Journalistin“, findet man buchstäblich nichts Relevantes außer Verweisen auf die FJS-Website. Es sieht so aus, als habe die vermeintliche Absolventin – eigentlich Angehörige der online-affinen Generation der Digital Natives – größere Schwächen in der Selbstvermarktung, als dies nach einem praxisnahen Studium zu erwarten wäre. Immerhin habe ich bei Xing eine vage Spur gefunden. Hanna Schmidt arbeitet irgendwo in Deutschland und ist, obwohl selbständig, bereits Führungskraft. Also beschäftigt sie Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen. Aber warum zeigt sie ihr Gesicht bei der FJS und nicht bei Xing? Warum nutzt sie eine Vernetzungsplattform nicht für Networking?
Könnte es sein, dass FJS-Chef René Teichmann eine potemkinsche Dorfschönheit ins Netz gestellt hat? Mein Glaube an die Echtheit des Testimonials von Hanna Schmidt ist jedenfalls erschüttert.
Nun, ich habe den Fotografen gefragt, wer die sympathische junge Dame wirklich ist, die er damals abgelichtet hat. Sie heißt in der Tat nicht Hanna. Und sie war erst 21, als das Bild entstand.
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P.S., Herr Teichmann: Ich hoffe nicht, dass Ihre Dozenten Ihren Fernschülern beibringen, so mit Fotos umzugehen. Eine Journalistenschule sollte der Wahrhaftigkeit verpflichtet sein und nicht mit Methoden von Direktmarketingfirmen arbeiten.
P.P.S.: Das Wortspiel mit der Potemkinschen Dorfschönheit wollen Sie wohl nicht verstehen. Lesen Sie mal nach, was Walther von LaRoche zur „sauren Gurkenzeit“ schrieb, die es natürlich auch so nicht gibt, weil nicht die Zeit sauer ist, sondern die Gurken.
P.P.P.S.: Ihre spitzfindige Ausrede zum Thema Studium ist peinlich, denn selbst die in dieser Hinsicht großzügigen Wikipedia-Admins lassen den Begriff für das, was Sie verkaufen, nur als „umgangssprachlich“ durchgehen. Für einen seriösen Bildungsanbieter verbietet sich diese Klassifizierung schon aus Anstandsgründen.
P.P.P.P.S.: Etliche Ihrer Kunden aus der Zeit der „Fachjournalistenschule“ geben sich als „Diplom-Fachjournalisten“ aus. Das ist aber unzulässig. Verursacher dieser Hochstapelei sind Sie, weil Sie die Zeugnisse prätentiös mit „Diplom“ titulierten. „Diplom“ in Verbindung mit einer Berufsbezeichnung ist Absolventen einer Universität, (Fach-) Hochschule oder Berufsakademie vorbehalten. Ohne staatliche Anerkennung darf niemand diesen Titel führen. Sollte ich einen FJS-Absolventen erwischen, der sich „Diplom-Journalist“ nennt, hören Sie von mir.
Guten Tag, Herr Teichmann,
ich verbuche Ihre Einlassung mal als Schutzbehauptung. Das Foto ist Fake News, Punkt. Eine ano- bzw. pseudonyme Empfehlung ist wertlos. Es ist doch wohl ein Armutszeugnis, wenn sich Absolventen Ihrer Fernlehrgänge dermaßen dafür genieren, daran teilgenommen zu haben, dass sie nur unter falschem Namen mit falschem Bild „Empfehlungen“ abgeben. Aber schießen Sie gerne weiter Eigentore.
Wir von der FJS begrüßen Ihren Investigativjournalismus und tragen gerne zur Lösung des Rätsels um die „falsche Hanna“ bei. Die Teilnehmer und Absolventen unserer schulischen Angebote geben gerne ein Statement oder eine Empfehlung ab, wenn sie mit ihrem Studium zufrieden waren. Davon können Sie sich in einschlägigen Journalistenforen oder in den Gruppen sozialer Medien mit weit über 2000 Mitgliedern ein Bild machen. Wir respektieren natürlich den Wunsch unserer Absolventen, anynoym zu bleiben, wenn sie eine Empfehlung für uns abgeben. Das gilt insbesondere für Fotos. Unsere Absolventin Hanna, die ihr Statement so abgegeben hat, wie es auf unserer Homepage veröffentlicht wurde, bat darum, ihr Foto nicht zu veröffentlichen. Da Bilder aber immer ansprechender wirken, haben wir uns gemeinsam mit Hanna ein geeignetes Foto aus einer Bilddatenbank ausgesucht – wie Sie richtig erkannt haben. Dass das abgebildete Model aus einem Dorf stammt – so wie Sie es recherchiert haben, können wir nicht bestätigen und Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Jedenfalls bevorzugen wir bei den strengen, aber fairen Aufnahmekriterien an unserer Schule weder Dorfbewohner, noch bewerten wir das Äußere. Mit der Verwendung eines Stockfotos bedienen wir uns völlig legitimer und gerne genutzter Methoden, besonders in der Werbebranche. Wir haben mit Hannas Statement keinen journalistischen Artikel veröffentlicht, sondern ein Testimonial. Das macht Hanna aber nicht „falsch“, so wie es Ihr Text suggerieren möchte.
Im Übrigen geben wir uns auch gar nicht als Universität aus. Dass man auch an einer Schule sowie auch an einer Fernschule studieren kann, lässt sich ethymologisch nachweisen oder per definitionem in beliebigen Lexika nachschlagen.
Eine Antwort an die Kommentatorin Irene: Bewerben Sie sich gerne um eine Dozentenstelle in unserem Studiengang Fach/Sachbuchautor. Jede Bewerbung prüfen wir, und wenn Ihre Ausbildung und Erfahrungen in diesem Bereich den hohen Qualitätsansprüchen, die wir an unsere Dozenten stellen, genügen, und sollten Sie ernsthaftes Interesse an einer Lehrtätigkeit haben, freuen wir uns über Ihre Bewerbungsunterlagen. Als „Vorwarnung“: unsere Dozenten sind alle „echt“ und stehen mit vollem Namen und passendem Foto für die FJS ein.
Herr Froitzheim, ich hoffe, wir konnten ihre Wissbegierde ein wenig stillen. Wenn Sie sich weiterhin mit der Hanna-Frage beschäftigen möchten, empfehlen wir den Hollywood-Film Wer ist Hanna? Dort wird die Hauptdarstellerin Saoirse Ronan (Hanna) mehfach und vom Zuschauer unbemerkt von der Stuntfrau Maré Zaenker (Hanna) gedoubelt. Wer ist hier Hanna?
Ach ja: Hanna altert nicht. Sie war vor eineinhalb Jahren auch schon 26 und ist es noch.
Interessant, wer da alles unterrichtet. Und Sachbuchautor kann man da auch studieren … vielleicht sollte ich mich selbst als Dozentin bewerben. 😉
Ja, darunter auch Leute, die wir aus dem Jonet kennen. Die Fotos der Dozenten, Tutoren und Lektionenautoren sind allerdings teilweise von anno Schnuff, etliche sind 2004 entstanden. Ich wäre neugierig, wer schon alles nicht mehr dabei ist.