Endlich ein gescheiter Akkulader

Hinterher ist man immer schlauer – nämlich wenn man einiges an Lehrgeld zum Fenster rausgeschmissen hat. Was habe ich schon an Akkus gekauft, die bei weitem nicht so lange hielten, wie sie sollten? Und was für Mistdinger an Ladegeräten vom Discounter oder aus der Metro habe ich über die Jahre verschlissen und verschrottet? Ich habe aufgehört, zu zählen und nachzurechnen. Es war ein Dauerkampf gegen eingebaute Obsoleszenz.

Durch Zufall stieß ich vor ein paar Monaten auf Fritz Mössinger, einen netten Techniker im Ruhestand, der ganz hier in der Nähe lebt, in Landsberg. Im Gegensatz zu mir weiß er ganz genau, was elektrisch in Akkus abgeht, was sie aushalten und was ihnen nicht gut tut, sprich: was ihre Lebensdauer verkürzt.

Dieses Know-how hat er gemeinsam mit dem Software-Tüftler Markus Pollak genutzt, um ein Profi-Ladegerät des österreichischen Herstellers MEC hardware- und softwaretechnisch so zu tunen, dass man am Computer den Zustand und das Ladeverhalten jedes einzelnen Akkus auslesen kann. Natürlich kann man mit diesem nicht billigen Ladegerät (mit Datenschnittstelle 89 Euro, ohne 69 Euro) auch Akkuzellen, die noch nicht zu arg ramponiert sind, wieder so weit fit machen, wie es die Chemie in ihrem Innern noch zulässt. Statt sie wegzuwerfen, kann man sie dann für weniger anspruchsvolle Anwendungen noch nutzen.

Mir ist durch diese kleine Investition erst bewusst geworden, dass ich Akkusätze, die ich zusammen gekauft hatte, keineswegs einheitlich abgenutzt habe. Der eine Akku hat beispielsweise von seinen ursprünglich 2500 mAh noch 1700, der andere nur noch 1300. Da fast alle Geräte mehrere Akkus brauchen, bestimmt aber das schwächste Glied in der Kette die Performance. Ganz leernudeln darf man die aufladbaren Batterien auch nicht, also könnte ich bestenfalls noch ein Drittel der maximalen Betriebsdauer herausholen. „Zellen mit so niedriger Kapazität haben fast immer auch eine sehr hohe Selbstentladung und nur noch eine geringe mittlere Entladespannung“, warnt Mössinger. Sie seien nur direkt nach dem Laden noch einigermaßen brauchbar.

Es gibt auch Akkus, deren Spannung bei 1,48 V liegt, was gut aussieht, aber was nützt das, wenn sie nur noch 250 mAh hergeben? Das war ein schöner Aha-Effekt, denn bisher konnte ich nur mit meinem simplen Voltmeter die Spannung messen. Das Ergebnis war eine trügerische Sicherheit – vermeintlich volle Akkus machten unerwartet rasch schlapp. Dank der Datenauswertung kann ich jetzt etwas mehr Nachhaltigkeit in mein Verbrauchsverhalten bringen. Unter anderem achte ich darauf, meine Akkusätze zu wechseln, bevor die Spannung zu sehr in die Knie geht. Herr Mössinger warnt, sie möglichst nie unter 1,0 V sinken zu lassen. Wichtig für Leute, die wie ich mehrere Sätze des gleichen Akkutyps auf einmal kaufen: Man sollte so ein Duo oder Quartett nicht trennen. Je gleicher die Werte der zusammen eingesetzten Akkus sind, desto besser. Ich kann das mit dem neuen Gerät zwar genau ablesen, aber um den Überblick zu behalten, habe ich gerade noch fünf Euro bei einem eBay-Händler investiert und eine Packung 4er-Akku-Boxen bestellt. So altert gemeinsam, was zusammen gehört.

Die Verkabelung meines Ladegeräts sieht zwar ein bisschen nach der sprichwörtlichen russischen Lösung aus – die Daten fließen aus einer altertümlichen seriellen RS232-Schnittstelle über einen USB-Converter in den Rechner – aber sie funktioniert. Mehr zur Technik findet sich auf der Website von Herrn Mössinger, den ich hiermit wärmstens jedem als Lieferanten empfehle, der Medientechnik wie Blitzgeräte, Aufnahmegeräte oder Mikrofone mit AA- oder AAA-NiMH-Akkus betreibt.

Mein Problem war anfangs, dass ich ein Macbook habe, Herr Mössinger sich aber nur mit Windows auskennt und sein Software-Mitstreiter Markus Pollak in der Linux-Welt zu Hause ist. Die für die Auswertung eingesetzte Shareware „Data Explorer“ von Winfried Bruegmann gibt es zwar in einer Apple-Version (für Intel-Macs mit OS X Tiger bis El Capitan derzeit die 3.2.6), aber die Gesamtkonfiguration zum Laufen zu kriegen, ist ein bisschen tricky. Beziehungsweise… wenn man weiß, wie es geht, ist es ganz leicht:

Man lädt hier die Software herunter, spendet dem Autor via PayPal ein paar Euro (Geizhälse 5 €, Normaluser 10 €, Großzügige 20 € und mehr), öffnet die DMG-Datei und zieht das Icon „DataExplorer.app“ in den Programmordner, der hier als „Applications“ angezeigt wird. Nun muss man doppelt auf ein im selben Fenster angezeigtes Icon klicken, das auf Mac-Normalanwender leicht suspekt wirkt: Es sieht aus wie ein schwarzer Bildschirm mit grünem Text „exec“ und heißt RXTX_Post-Install.

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Dahinter verbirgt sich ein Script, das das Dienstprogramm „Terminal“ startet, von dem Laien normalerweise eigentlich die Pfoten lassen sollten. Allerdings ist das Script unschädlich, es legt lediglich in den Tiefen der Systemdateien von Mac OS X ein Verzeichnis an, das der Data Explorer benötigt. Im Terminal-Fenster braucht man jetzt nur noch sein Admin-Passwort einzugeben und die Return-Taste zu drücken – und die Antwort des Systems zu ignorieren, die den Eindruck erweckt, es handle sich um eine Fehlermeldung. Das ist normal.

Danach schließt man Terminal mittels des roten Punkts oben links im Fensterrahmen, stöpselt das Ladegerät via USB an und startet spätestens jetzt die DataExplorer-App.

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Nun muss man nur noch der App sagen, um was für ein Gerät an welcher Schnittstelle es sich handelt. Dazu startet man per ⌘D den Geräteauswahldialog und sucht sich das Gerät AV4ms_FV_762; der richtige Port heißt /dev/tty.usbserial-AL01LAH5.

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Jetzt kann man loslegen. Wer OS X 11 (El Capitan) nutzt, könnte allerdings Probleme mit dem voreingestellten Dateiformat fürs Abspeichern der Akku-Lade-Protokolle bekommen (vielleicht kann Herr Bruegmann das Problem lösen, dann aktualisiere ich das hier).

 

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Und damit man die Akkus nicht verwechselt, sollte man noch auf dem Ladegerät die Ziffern 1 bis 4 (links) bzw. 4 bis 1 (rechts) anbringen, möglichst in den Farben, die man den Ladeslots in der App zugewiesen hat. Nummer 1 ist nämlich der hinterste Akku, 4 der vorderste; da kann man durcheinanderkommen.

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Falls Sie bei Herrn Mössinger ein Ladegerät bestellen, richten Sie ihm bitte schöne Grüße von mir aus!

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Eine Antwort auf „Endlich ein gescheiter Akkulader“

  1. Soeben las ich diesen Beitrag über Herr Mössinger und seine modifizierten Mec AV Ladegeräte. Jetzt juckt es mich, da meinen Senf auch dazuzugeben. Schon seit Urzeiten bin ich User von Accus. Das hat in meiner Jugend schon mit den damals üblichen DEAC und RULAG Akkus begonnen. Nickel Cadmium war sehr lange das Nonplusultra. Heute setze ich Accus besonders in Blitzgeräten ein und im Innenbereich meiner Wohnung in PIR Lichtern.
    Erst im Januar 2016 stiess ich auf Herrn Mössingers Website und las mich da mal durch. Genau das brauche ich, so ein Ladegerät, aber da ich kein grosser Computerfreak bin, bestellte ich das AV 4m+. Herr Mössinger liefert auch in die Schweiz, wo ich ja zu Hause bin. Bereits nach einigen Tagen stellte ich fest, dass dieses Ladegerät das ist, was ich mir schon lange wünschte. Meine Begeisterung und Zufriedenheit löste schnell eine Nachfolgebestellung aus, denn mit meinem grossen Akkupark ist ein Gerät sicher immer mit Recycling Aufgaben beschäftigt.
    Ich kann bestätigen, was mein Vorschreibender äussert. Diese Geräte sind Spitzenklasse, arbeiten sehr genau und präzise. Da meine Accus nicht vernachlässigt waren, konnte ich mit Recycling alle Akkus ausmessen und teilweise neu paaren. Bei den Akkus im Beleuchtungsbereich im Haus gab es ein paar faule Eier, da bin ich selbst schuld daran (Tiefentladungen). Herr Mössinger empfiehlt immer wieder, rechtzeitig nachzuladen. Ich kann diese hartnäckige Art von Herrn Mössinger verstehen. Er macht das ja wirklich, um den Akkujusern zu helfen.
    Ein besseres Ladegerät als dieses Gerät mit den Mössinger Änderungen ist mir bis heute nicht begegnet und ich kann es nur empfehlen. Noch ein Wort zu den Preisen: Ich betrachte den Preis als absolut angemessen, wenn bedacht wird, dass mit diesem Gerät gepflegte Akkus VIEL länger leben. Kommt noch etwas dazu. Es müssen nicht Akkus mit der höchsten Kapazitätsangabe sein, besser ist jeder sogenannte LSD Akku mit um die 2000mAh Kapazität (bei der Grösse AA), weil er durch den geringeren Innenwiderstand höhere Leistungen abgeben kann, das ist mein Kriterium bei der Blitzfotografie. Auch in Geräten mit wenig Stromverbrauch lohnt sich der Einsatz von LSD Akkus, weil die Selbstentladung nicht schneller als der Stromverbrauch ist.
    Ich will nicht Werbung machen. Wer wirklich etwas lernen will über NiMh Akkus, lese Herrn Mössingers Website, dann gehen ganze Kronleuchter auf!

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