EINIGE GIERIGE, SKRUPELLOSE MANAGER HABEN DAS GESAMTE WIRTSCHAFTSSYSTEM IN MISSKREDIT GEBRACHT. „VERTRAUEN“ IST DAS WORT DES JAHRES. ES STEHT FÜR EIN GUT, DESSEN WAHREN WERT DER MENSCH ERST ERKENNT, WENN ER ES VERLIERT.
Um aus allen Wolken fallen zu können, muss man (noch) auf einer schweben. Insofern war Ulli in einer privilegierten Position, als im September der große Sturm aufbrauste und der Besatzung von Wolke 7 unsanften Bodenkontakt verschaffte. Ulli ist ein cooler Typ, ein Leistungsträger, dessen Profil als Mustervorlage für Stellenanzeigen dienen könnte: gut ausgebildet, so pflicht- wie selbstbewusst, aber kein Jasager. Als aktiver Triathlet ist er körperlich in Bestform, flexibel, mobil, engagiert. Jung genug, um dynamisch zu sein, und alt genug, um souverän seine Erfahrung ausspielen zu können. Als Automationsspezialist trägt Ulli sein Scherflein zu den Produktivitätssreigerungen bei, die den Industriestandort Deutschland lebendig halten. Sein Verstand sagt ihm auch, dass er wohl eher zu den Letzten gehören wird, bei denen die Krise ankommt. Locker und entspannt von seiner Arbeit zu reden, gelingt ihm dennoch schon lange nicht mehr. Der Techniker brauchte weder Lehman Brothers noch Kaupthing Edge noch irgendeine deutsche Bank für seine ganz persönliche Fehlerdiagnose: „Das Urvertrauen ist weg.“
Die Entscheidung, die Ullis Urvertrauen ausradierte, lange bevor der Subprime-Tornado mit den Milliardenzockern aus dem Wall-Street-Casino „Domino Day“ spielte, fiel in der Chefetage eines Dax-Konzerns, dem seine damalige Firma zuarbeitete. Sein Arbeitgeber hatte voll und ganz vertraut auf diesen langjährigen Großkunden. Dessen neuer Vorstand „Casino Morale“ weiterlesen